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Was ist eine Gewissensentscheidung?

Was ist das Gewissen? Gibt es ein Recht auf Weihe? Und bringt Gehorsam Segen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die neue Ausgabe von "welt&kirche", die den Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland begleitet.
Was ist das Gewissen?
Foto: adobe stock | Das menschliche Gewissen ist auf die Wahrheit angelegt.

Auf dem Synodalen Weg ist das Gewissen in aller Munde. Dagegen wäre nichts zu sagen, würde nicht auch innerkirchlich mit einem Gewissensbegriff operiert, der zunehmend subjektiviert ist. Das Gewissen und sein Urteil wird zum Totschlagargument in innerkirchlichen Reformdebatten, Doch in auch nur teilweiser Opposition zu objektiver Wahrheit – sei es naturrechtlich einsehbare oder vom kirchlichen Lehramt vorgelegte – verliert das Gewissen seine Bedeutung. Es ergibt schlicht keinen Sinn mehr.

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Denn es ist ganz wesentlich vom Schöpfer in den Menschen eingesetzte Antenne für die Wahrheit, ein Vermögen und eine Anlage also, die gebildet werden muss, wie Professor Menke darlegt (s. S. 2 folgende). Gewissensentscheidungen sind natürlich zu respektieren – aus sich heraus irrtumslos sind sie nicht. Das Gewissen bleibt ein fehlbares, dabei doch ganz von der Wahrheit lebendes Vermögen. Durch die prinzipielle Verwiesenheit auf Wahrheit können deshalb auch für das Leben der Kirche so wesentliche Debatten wie ökumenische Interkommunion nicht einfach in die Gewissensentscheidung des Einzelnen gestellt werden.

Die Lehre ist Maßstab für die Gewissensbildung

Theologische Bedenken und lehrmäßige Hindernisse bleiben entscheidend für die Gewissensbildung des Einzelnen, betont der Ökumene-Chef des Papstes, Kardinal Koch (s. S. 5 folgende). Beste ökumenische Absichten können davon nicht dispensieren. 
Auto-Dispens, das legt der Kirchenrechtler Christoph Ohly dar, also Selbstentbindung von kirchlichen Geboten, führt nur scheinbar zu mehr Freiheit. Vielmehr führt sie in die Entfremdung von der Kirche und nicht zu einem befreiten Glauben (s. S. 12).

Renaissance der Gnosis?

Der Dogmatiker Ralph Weimann erkennt in Individualismus, Relativismus und Anthropozentrismus eine Renaissance der Gnosis, also der Selbstermächtigung des Subjekts (s. S. 10). Kurienkardinal Cordes wundert sich deshalb, warum manche deutsche Bischöfe Forderungen formulieren, die mit der Hirtenpflicht gegenüber dem geoffenbarten Glauben kaum vereinbar sind. Wo wollen diese Hirten hin?, fragt er sich (s. S. 15 folgende). Professorin Gerl-Falkovitz verdeutlicht am beeindruckenden Leben Maria Wards (s. S. 18), dass nur Gehorsam Früchte trägt. Zu Lebzeiten wurde sie zur Märtyrerin der Verkennung, auch durch päpstliches Urteil. Doch ihr Leben leuchtet bis heute in ihrem von der Kirche bestätigten Werk.

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