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Einladend in Freiheit – Jesus berührbar machen

Die internationale Initiative junger Christen „Nightfever“ lädt zur Begegnung mit Jesus Christus in der Anbetung und im Sakrament der Versöhnung ein.
Weltjugendtag - Pilger im Bonner Münster
Foto: Felix Heyder (dpa) | Ein Pilger zündet am späten Freitagabend (19.08.2005) im Münster in Bonn die Kerze einer anderen Pilgerin an.
Schrein der Heiligen Drei Könige  im Kölner Dom
Foto: Reinhild Bues | Seit vielen Jahren wird auch im Kölner Dom die Anbetungsnacht „nightfever“ regelmäßig angeboten. Am Schrein der Heiligen Drei Könige schließen sich junge Menschen den ersten Anbetern Christi aus dem ...

Nightfever ist eine internationale Initiative junger Christen zwischen 16 und 35 Jahren, die durch die Erfahrung der Anbetung und des Sakramentes der Versöhnung bei dem Kölner Weltjugendtag 2005 auf Initiative von Katharina Fassler und mir entstanden ist und die die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erfahrbar machen möchte. Grundlage ist der auf alle Gruppen der Gemeinde und Gemeinschaften und Orden erweiterte modifizierte Abend der Gemeinschaft Emmanuel.

Bei einem Nightfever Abend gehen junge Christen nach der Eucharistiefeier auf die Straßen und Plätze und laden mit einer Kerze Passanten ein, für einen Moment in die Kirche zu kommen. In der Kirche bieten wir verschiedene Möglichkeiten an, Gott zu begegnen: auf der Straße oder am Empfang der Kirche ein Gespräch mit einem der jungen Helfer zu führen, zur Ruhe zu kommen, die Präsenz Jesu Christi in der Anbetung zu erleben und sich von seiner Barmherzigkeit verwandeln zu lassen, sich von der Musik in eine Beziehung mit Jesus Christus einladen zu lassen, eine Kerze entzünden, einen Bibelvers zu ziehen oder in den Seitenschiffen mit einem der Priester sich segnen zu lassen, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen.

Alle Helfer und Beter sind im Kirchraum auf Jesus Christus ausgerichtet. Jeder kann kommen, wie es seine Zeit erlaubt.

1. Träger von Nightfever: junge Christen bis 35

Wenn junge Menschen begeistert dabei sind, dann kann das auf andere (junge) Menschen ausstrahlen. Papst Franziskus sagte einmal auf die Frage, was das beste Mittel sei, einen Jugendlichen zu evangelisieren, dass dies ein anderer Jugendlicher ist und ich erlebe, dass das stimmt. Staunenswert erscheint mir als Mitinitiator und Mitleiter der große Zuspruch, den die Anbetung und das Sakrament der Versöhnung bei Nightfever erfährt, die ich als Gemeindepfarrer in Gemeinden leider sonst kaum erlebe. Es braucht offenbar die Einladung und den von jungen Betern bereiteten Raum und vor allem ihr Vorbild, ihre Ansprache und ihre Musik, von der sich Passanten aller Generationen berühren lassen, Gott zu begegnen und ihr Leben zu verändern. Da schenkt Gott wirklich Verwandlung, Stärkung und Heilung.

2. Geistlicher Austausch: Orientierung

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Es liegt eine große Chance darin, dass junge Leute unterschiedlicher Gruppen aus den Gemeinden, aus mehreren Studienrichtungen und Ausbildungswegen, junge Christen mit unterschiedlicher spiritueller Ausrichtung, Gemeinschaften und Orden bei Nightfever mitwirken und „Einheit in Verschiedenheit“ leben. Die Nightfever-Aktiven erleben sich gegenseitig, erleben die Vielfalt der unterschiedlichen spirituellen Glaubenswege in der katholischen Kirche in aller Freiheit, orientieren sich und finden so ihren eigenen geistlichen Weg.

3. Zueinander von Gemeinde und Nightfever

Wir gestalten in der Regel die regulären Abendmessen der Pfarrgemeinden, in denen die jungen Christen leben, die, von uns geschult, Nightfever feiern möchten. So kommt es zu einer Umkehr und Erneuerung der Gemeinde, die für sich neu ein Leben aus den Sakramenten der Eucharistie und der Beichte erfährt und immer wieder neu umkehrt und in der Freundschaft zu Jesus Christus wächst. Es gelingt häufig, dass der Funke von den jungen Nightfever-Aktiven auf die Gemeinden überspringt, die selbst über ihre Christusnachfolge, über ihre Bereitschaft missionarisch den Glauben zu verkünden und über ihre Jüngerschaft nachdenken. So machen zum Beispiel häufig auch Firmlinge, die einen Nightfever-Abend erleben, eine Erfahrung von junger, offener und froher Kirche, die sonst kaum zu erleben ist. Die Einladung und das einfache Vorleben des Lebens aus den Sakramenten ist auch für die älteren Gemeindemitglieder und nicht nur die Passanten ansteckend. Das Engagement der jungen Aktiven ist durch die Altersbegrenzung auch ein Engagement auf Zeit. Unsere Erfahrung ist, dass Nightfever-Aktive sich auch stark in Gemeinden einbringen und Dienste zur Erneuerung der Gemeinde übernehmen. Auch in meinen Gemeinden habe ich wieder Anbetungszeiten und Versöhnungsabende eingeführt und wir beten und arbeiten dafür, dass wir zu einer immer mehr evangelisierenden Gemeinde, die aus dem Wort Gottes und den Sakramenten Kraft und Inspiration erhält, werden.

4. Soziale Netzwerke – eine große Möglichkeit

Das ist die Welt, in der die jungen Menschen heute viele Stunden unterwegs sind und Social Media bietet eine wichtige Möglichkeit, durch Veranstaltungshinweise und Videos junge Menschen zu erreichen, sie weltweit zu ermutigen, zu schulen und über neue Veranstaltungen zu informieren oder daran teilhaben zu lassen. Ferner bildet sich dadurch auch eine reale internationale Gemeinschaft. Es ist schön, sich auch über große Distanz im Internet zu verabreden und in Kontakt zu bleiben. Eine weltweite Initiative ist ohne diese modernen Kommunikationsformen nicht denkbar. Wir haben in Corona-Zeiten viele Abende im Internet interaktiv übertragen und werden auch unser Internationales Nightfever-Weekend auf YouTube feiern.

5. Zusammenarbeit von Laien und Priestern

Es ist bemerkenswert, dass die Leitung in den Städten subsidiär in Hand der beiden ehrenamtlichen Städteleiter (in der Regel eine Frau und Mann) liegt, die geistlich begleitet durch einen Priester, mit ihren Teams die Abende organisieren und die Priester am Abend zur Feier der Heiligen Messe, zum Gespräch und zur Beichte kommen.

6. Berufungsförderung

Viele ehrenamtlichen Helfer haben sich bei Nightfever-Abenden oder bei anderen überregionalen Treffen kennengelernt, unterstützen sich gegenseitig auf ihrem Lebensweg und im Gebet. In verschiedenen Workshops und Exerzitien werden Hilfen zur Berufungsklärung in Freiheit angeboten oder auf Angebote verwiesen. Aus der Initiative sind bereits einige Berufungen als Ordensleute und Weltpriester hervorgegangen und manche Eheleute haben sich schon gefunden.

7. Glaubensvertiefung

An vielen Nightfever-Orten gibt es die Möglichkeit, am Nightfever-Abend in einem separaten Raum eine Jugendkatechese anzubieten, die das Erfahrene durch Glaubensimpulse vertieft. Seit 2011 bietet die Nightfever-Initiative ebenfalls eine Nightfever-Akademie an, die philosophische und theologische Themen für die Nightfever-Engagierten anbietet, um den Wachstum im Glauben zu fördern. Der überregionale Nightfever-Glaubenskurs Explore und die Vorträge und Workshops bei den jährlichen internationalen Nightfever-Weekends, die jedes Jahr in einer anderen Nightfever-Stadt angeboten werden, fördern nicht nur den Austausch und die gegenseitige Begleitung unter den Aktiven, sondern hilft auch das Erlebte denkerisch zu durchdringen, den Glauben der Kirche immer mehr kennenzulernen, zu reflektieren und im Alltag auskunftsfähig zu werden.

8. Der Jugend das Große zutrauen!

Nach wie vor ist für mich sehr bewegend, dass sich Nightfever in 455 Städten in 27 Ländern auf beinahe allen Kontinenten ausgebreitet hat, dass sich junge Menschen weltweit ausbilden lassen, um im Gebet und im gleichen Geist diese Abende zu feiern. So konnten in den vergangenen 15 Jahren bisher schon 4 232 Nightfever-Abende als rein ehrenamtliche Aktion eigenverantwortlich möglich werden. Gott sei Dank! Es ist sein Werk.


Andreas Süß, Leitender Pfarrer von St. Nikolaus und St. Joseph in Bergisch Gladbach, Erzbistum Köln, Mitinitiator und Leiter der Nightfever-Initiative. www.nightfever.org.

Andreas Süß, Leitender Pfarrer von St. Nikolaus und St. Joseph in Bergisch Gladbach
Foto: Foto: | Andreas Süß

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