Man nannte es das Werk eines übellaunigen alten Mannes, sprach von einem Amoklauf gegen den gesunden Menschenverstand und vom Rigorismus einer verirrten Pflichtenethik, die sich nun in ihrer ganzen Hässlichkeit zeige. Kants Essay „Über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen“, 1797 publiziert, hat im Lauf von zwei Jahrhunderten nicht viele Freunde gewonnen. Den Gedankengang des Philosophen überzeugend zu widerlegen ist den Kritikern bislang aber auch nicht gelungen. Worum geht es?
Kolumne: Lügen, wenn's ernst wird?
Von Professor Rupert Scheule