Am Grund der gegenwärtigen Krise, die nicht alleine ökonomischer Art ist, sondern beinahe alle Facetten der europäischen Kultur durchzieht, steht eine Krise unseres Verständnisses von „Freiheit“. Sie verschärft sich in dem Maße, in dem in Vergessenheit gerät, worauf nicht nur Böckenförde und die Väter der sozialen Marktwirtschaft, sondern auch bedeutende liberalkatholische Denker des 19. Jahrhunderts verwiesen: dass nämlich Freiheit auf moralisch-kulturellen Vorausbedingungen beruht. Das Schwinden des Bewusstseins der moralischen Dimension der Freiheit drückt sich heute in jener Entgegensetzung von „frommem Dilettantismus“ und „moralfreiem Ökonomismus“ aus, vor der Röpke gewarnt hatte.