Ein Denkanstoß der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, der seit Herbst 2015 in Netz steht, zeichnet nach, wie in den letzten Jahrzehnten der deutsche Sozialstaat aus dem Blick der Universitätsfächer verschwunden ist, die sich ihm nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang intensiv gewidmet hatten. Die Volkswirtschaftslehre, die Sozialethik, die Jurisprudenz, die Geschichte, die Soziologie und die Politikwissenschaft schauen in ihren Spezialisierungen zunehmend in andere Richtungen als auf das Drittel unseres Bruttoinlandsprodukts, das wir für den Sozialstaat aufwenden, beziehungsweise auf diese ,bessere Hälfte‘ unseres Staatsaufwands. Können wir uns diese Realitätsverdrängung in unserem Wissenssystem leisten?
Kolumne: Sozialpolitik im Blindflug
Von Stephan Leibfried