Der Ehrliche ist der Dumme – diese Erfahrung untergräbt das Rechtsempfinden. Daher ist das undurchschaubare deutsche Steuerrecht nicht nur ein rechtliches, verwaltungstechnisches und finanzpolitisches Defizit, sondern auch ein moralisches Ärgernis. Das Problem ist nicht neu. Schon 1946 hat der Moraltheologe Werner Schöllgen eine eindringliche Studie über „Grenzmoral“ verfasst. Nach dieser Analyse bemisst sich die Zahlungsbereitschaft der Bürger an der mit dem Strafmaß multiplizierten Wahrscheinlichkeit, bei Betrug erwischt zu werden.
Kolumne: Gerechtigkeit im Steuerrecht
Von Professor Markus Vogt