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Spahn und PID: „Das hat mit christlicher Politik nichts zu tun“

Jens Spahn will die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) zu einer Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen machen. Für den Vorstoß erntet er parteiübergreifend Kritik.
PID: Spahn erntet Widerstand
Foto: Ralf Hirschberger (dpa) | „Es ist nicht Aufgabe der Solidargemeinschaft, das Selektieren von Embryonen zu finanzieren“, so die Gesundheitsexpertin der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther, zum Vorstoß von Gesundheitsminister Spahn.

In Berlin wird derzeit munter über die Zukunft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) spekuliert. Der Grund: Der 38-Jährige, der Ende vergangenen Jahres beim CDU-Parteitag in Hamburg bei der Wahl zum Bundesvorsitzenden der CDU Deutschland weit abgeschlagen hinter Annegret Kramp-Karrenbauer und Friedrich Merz auf Platz drei landete, will die umstrittene Präimplantationsdiagnostik (PID) zu einer Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen machen.

Im Parlament regt sich Widerstand gegen Spahn

Bei der PID werden im Labor mittels künstlicher Befruchtung erzeugte Embryonen einem Gentest unterzogen. Ziel ist es, nur solche Embryonen in die Gebärmutter einer Frau zu übertragen, die keinerlei genetische Auffälligkeiten besitzen. Embryonen, bei denen solche Auffälligkeiten entdeckt werden, werden, wie es in der Fachsprache der Reproduktionsmediziner heißt, „verworfen“.

Im Parlament regt sich deshalb Widerstand. „Es ist nicht Aufgabe der Solidargemeinschaft, das Selektieren von Embryonen zu finanzieren“, zitiert der „Berliner Tagesspiegel“ die Gesundheitsexpertin der Grünen, Kirsten Kappert-Gonther. Nun will sich der Gesundheitsausschuss des Bundestags des Themas annehmen.

Orientierungsdebatte im Frühjahr

Dem CDU-Abgeordneten Michael Brand, Vorsitzender des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, reicht das alleine nicht: „Auch die nur eingeschränkte Zulassung der PID bleibt ein sensibles, auch umstrittenes Thema. Im Frühjahr wird es aus gutem Grund eine Orientierungsdebatte des Bundestages zu dem sehr verwandten Thema der Bluttests geben – und da gehört auch dieser Kontext hin“, sagte Brand der „Tagespost“.

Entsetzt zeigt sich auch der ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe (CDU): „Wenn man sieht, dass Menschen mit Behinderungen immer wieder um Ihre Ansprüche zum Beispiel für eine adäquate Versorgung mit Inkontinenzmitteln kämpfen müssen und auf der anderen Seite für Selektionstechnologien Millionen ausgegeben werden sollen, hat das mit christlicher Politik nichts zu tun“, meint Hüppe im Gespräch mit der „Tagespost“.

DT

Warum Jens Spahns Vorstoß für einen Politiker einer Partei, die das „C“ im Namen trägt, bizarr anmutet, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 24. Januar 2019.

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Annegret Kramp-Karrenbauer CDU Christentum Deutscher Bundestag Embryonen Friedrich Merz Hubert Hüppe Jens Spahn Michael Brand

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