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"Sieben Jahre Krieg sind genug!"

Österreichs Bischöfe appellieren an alle Menschen guten Willens in Österreich, Syrern solidarisch beizustehen.
Österreichische Bischofskonferenz
| Die Mitglieder der Österreichischen Bischofskonferenz. Foto: Wuthe.

Zu Solidarität mit der notleidenden syrischen Bevölkerung hat die Österreichische Bischofskonferenz aufgerufen. "Sieben Jahre Krieg sind genug!", so die Bischöfe wörtlich in einer Erklärung zum Abschluss der Sommervollversammlung in Mariazell am Mittwoch: "Das Leid der Betroffenen ist unerträglich und schreit zum Himmel." Das Ausmaß der Zerstörung - seelisch wie materiell - sei unbeschreiblich. Syrien brauche keine Waffenlieferungen, "sondern Frieden und eine gerechte politische Lösung". Darin seien die Großmächte genauso gefordert, wie die regionalen Mächte und die Konfliktparteien im Land.

Ein dauerhafter Friede werde nur auf Basis der Menschenrechte und Religionsfreiheit sowie einer gerechten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung möglich sein, so die Bischöfe. Sie erinnern daran, dass sich die  österreichische Bundesregierung im Koalitionsvertrag dazu bekannt habe, sich international gegen die Verfolgung religiöser Minderheiten - insbesondere christlicher Minderheiten - und für eine Friedenslösung im Nahen Osten einzusetzen. Die Bischöfe appellieren deshalb an die Regierung, "diesen Ankündigungen konkrete politische wie auch humanitäre Taten folgen zu lassen". Zugleich bitten sie alle Menschen guten Willens in Österreich, der notleidenden Bevölkerung in Syrien solidarisch beizustehen.

Selbst in jenen Regionen, die nicht unmittelbar vom Krieg betroffen sind, sei die Not groß. Die Wirtschaft liege darnieder, die Arbeitslosigkeit sei enorm, oft müssten Kinder durch Arbeit zum Familieneinkommen beitragen und könnten keine Schule besuchen. Wer krank wird, könne nicht mit einer leistbaren Behandlung rechnen und sei nicht selten dem Tod ausgeliefert. Jeder Winter werde für die Menschen zudem aufgrund zerstörter oder mangelhafter und zumeist ungeheizter Unterkünfte zu einer Überlebensfrage.

Angesichts dieser Zustände ist es verständlich, dass viele Syrer - Christen wie Muslime - ihre Heimat verlassen wollen, so die Bischöfe. Zurück blieben ältere, kranke, behinderte und sozial schwache Menschen, "was das Elend im Land noch größer macht".

Die besondere Sorge der Bischöfe gilt den verblieben Christen in Syrien. Ihre Zahl wird auf 300.000 bis 500.000 geschätzt. Die Kirchen seien für Syrien wichtig, weil sie in der nur schwach entwickelten Zivilgesellschaft Netzwerke der Hilfe für Bedürftige bilden. In vielen Pfarren und Ordensgemeinschaften werde Großartiges für Flüchtlinge und Arme getan. Gleichzeitig brauche es noch viel mehr Hilfe.

Als Minderheit würden die Christen außerdem in dem überwiegend muslimischen Land eine vermittelnde Rolle spielen. Durch die unterschiedlichen Konfessionen, die bis in die ersten Jahrhunderte des Christentums zurückreichen, gebe es eine bewährte Praxis des Zusammenlebens in Verschiedenheit. "Das ist eine überlebensnotwendige Erfahrung, die für die gesamte Gesellschaft entscheidend sein wird, wenn sie sich wieder aufrichten und versöhnen möchte", betonen die Bischöfe.

KAP / DT (jbj)

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