Der serbische Präsident Aleksandar Vučić (52) kündigte an, dass die für 17. September geplante Pride-Demo „Europride“ „verschoben oder abgesagt“ werde. Als Begründung nannte er die vielen Probleme, mit denen sein Land derzeit konfrontiert sei. Der Präsident hat sich zu diesem Schritt im Einvernehmen mit der Regierung von Ministerpräsidentin Ana Brnabić, die selbst lesbisch ist und mit einer Frau zusammenlebt, entschlossen, schreibt die Tageszeitung „BILD“.
Tausende gingen gegen „Europride“ auf die Straße
Dieser Entscheidung ging eine Demonstration voraus. Tausende Menschen in Belgrad protestierten gegen die Europride. Auf den Plakaten, die die Demonstranten trugen, standen Sätze wie: „Wir wollen keine Schwulenparade und keine Besetzung durch den Westen“ oder „Haltet euch von Kindern fern“. Dazu trugen sie Heiligenbilder, Kreuze und serbische Fahnen. Die serbisch-orthodoxe Kirche machte im Vorfeld Stimmung gegen das LGBTQ-Event. Der serbisch-orthodoxe Bischof Nikanor Bogunovic sagte, er werde alle Teilnehmer der Homosexuellen-Parade „verfluchen“, berichtet das katholische Nachrichtenportal „KNA“. „Wenn ich eine Waffe hätte, würde ich sie benutzen“, so der Geistliche. Aber er habe keine. Die Worte lösten eine Welle der Empörung aus. Präsident Aleksandar Vucic distanzierte sich von diesen Aussagen in einer Stellungnahme.
Die serbisch-orthodoxe Kirche genießt unter jungen Leuten einen guten Ruf in Serbien. Die jungen Serben vertrauen einer aktuellen Umfrage zufolge am meisten der Armee und der Kirche. Die Kirche konnte dabei ihr Image im Vergleich zur gleichen Umfrage vor fünf Jahren verbessern. Mit Blick auf die Persönlichkeiten an der Spitze der verschiedenen Institutionen gaben die Jugendlichen dem Patriarchen der Serbischen Orthodoxen Kirche, Porfirije Perić, die höchste Durchschnittsnote. Die schlechteste Note erhielt Premierministerin Ana Brnabić, dicht gefolgt von Präsident Aleksandar Vučić. Das berichtet „KNA“.
LGBTIQ-Gruppen wollen trotz offizieller Absage demonstrieren
Die Organisatoren der Europride wollen trotzdem auf die Straße gehen. „Der EuroPride ist nicht abgesagt. Wir marschieren am 17. September um 17 Uhr“, verkünden sie in den Sozialen Medien. Für das Event hat sich auch Sven Lehmann, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, angekündigt. Er wurde eingeladen auf der Internationalen Konferenz für Menschenrechte, die im Rahme der Europride in Belgrad stattfinden soll, zu sprechen. „Natürlich werde ich dort sein und die LGBTIQ-Community unterstützen“, schreibt er auf seinem Twitter-Account.
Die Europride ist eine paneuropäische Großveranstaltung, die seit 1992 jedes Jahr in einem anderen Land abgehalten wird. Das Event sollte vom 12. bis 18. September stattfinden. Für den vorletzten Tag wäre eine Parade, vergleichbar mit dem Christopher Street Day, vorgesehen. DT/esu
Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.