Schmutzige Geschäfte mit Kindern

In Norditalien hat eine "Mafia" von Psychologen und Politikern gleichgeschlechtliche Paare mit fremdem Nachwuchs beglückt.
Italien: Geschäfte mit Kindern
Foto: IN | Alles andere als märchenhaft: Das beschuldigte Institut für Jugendpsychologie ist nach Hänsel und Gretel benannt.

Das Val d'Enza ist ein romantisches Tal in Norditalien, gar nicht weit weg von Brescello, wo sich im Roman Don Camillo und Peppone bekriegten. Doch romantisch ist die Geschichte überhaupt nicht, wegen der die Gegend mit dem Städtchen Bibbiano nun die Italiener beschäftigt. Über Jahre hinweg soll dort eine „Mafia“ bestehend aus Psychotherapeuten, örtlichen Politikern, Mitarbeitern sozialer Dienste und Aktivisten für gleichgeschlechtliche Partnerschaften einen abscheulichen „Handel“ mit Kindern betrieben haben.

„Handel“ mit Kindern aus ärmlichen Verhältnissen

Diese wurden Eltern aus ärmlichen Verhältnissen mit der Begründung weggenommen, dass sie zu Hause sexuell missbraucht worden seien, um sie dann mit besonderer Vorliebe in die Betreuung homosexueller Paare zu geben.

Nach ersten journalistischen Recherchen eröffnete die Staatsanwaltschaft Ende Juni ein Verfahren gegen 29 Personen, unter anderem gegen den bekannten Jugendpsychologen Claudio Foti, der das private Psychotherapiezentrum „Hansel e Gretel“ mit Sitz in Turin betreibt, und den Bürgermeister von Bibbiano, den Linkspolitiker Andrea Carletti vom „Partito democratico“. Die Untersuchung trägt den Namen „Angeli e Demoni“ – „Engel und Dämonen“ und wird dem Land noch länger erhalten bleiben.

Einen Prozess hat es noch nicht gegeben

Einen Prozess hat es noch nicht gegeben, aber die Informationen sickern scheibchenweise an die Medien durch. Demzufolge sollen sich Sozialarbeiter Kinder aus Familien in ärmlichen Verhältnissen ausgesucht haben, die ihren Eltern über Nacht weggenommen wurden, weil sie angeblich missbraucht worden seien.

In psychotherapeutischen Sitzungen soll den Kleinen die Erfahrung eines häuslichen Missbrauchs suggeriert worden sein, unter anderem mittels eines Apparats, der in der Psychotherapie gebräuchlich ist und die Patienten akustischen und sensitiven Reizen aussetzt, um ihr Erinnerungsvermögen zu befördern. Zeichnungen der Kinder, die diese in der Therapie gemalt hatten, wurden dann so gedeutet, als seien diese sexuell missbraucht worden, und wurden wenn nötig von den Therapeuten selbst mit diesem Ziel ergänzt.

"Behandelnde" Psychologen trugen teilweise abschreckende Masken

Teilweise trugen die „behandelnden“ Psychologen abschreckende Masken, um die Kinder glauben zu lassen, so seien ihre natürlichen Eltern. Von systematischer Gehirnwäsche ist in den Medien die Rede.

Die privat arbeitenden Jugendpsychologen kassierten von den Kommunen überhöhte Stundensätze für die „Behandlung“ der Kinder. Die Pflegeeltern, Medienberichten zufolge zahlreiche homosexuelle und lesbische Paare, bezahlten das Therapiezentrum für die Auslieferung der Kinder und rechneten wiederum bei den Behörden kräftige und zum Teil zu hoch angesetzte Tagessätze für die Betreuung der Kleinen ab. Als Sozialarbeiterin arbeitete unter anderen eine lesbische Aktivistin für den privaten jugendpsychologischen Dienst „Hansel e Gretel“. Sie soll die Kinder an gleichgeschlechtliche Paare vermittelt haben.

Breites Feld für journalistische Ermittlungen

Der ganze Vorfall ist ein breites Feld für journalistische Ermittlungen geworden. Von der Staatsanwaltschaft weiß man nur, dass die Anklage gegen die Beschuldigten von Kindesmisshandlung, Körperverletzung sowie Fälschung von Dokumenten und Diagnosen spricht.

Der Jugendpsychologe Foti ist inzwischen wieder auf freiem Fuß. Bürgermeister Carletti steht unter Hausarrest und lässt seine Mitgliedschaft im „Partito democratico“ derzeit ruhen. Auch gegen Bürgermeister von Nachbarkommunen wurde ein Verfahren eröffnet.

Der Fall beschäftigt die Öffentlichkeit, nicht nur weil in den entsprechenden Talkshows und Magazinen nachgefragt wird, wie der Staat generell mit Kindern umgeht, die ihren natürlichen Eltern entzogen und in die Obhut eines betreuenden Ehepaars oder von staatlichen Institutionen gegeben werden. So etwa die Kinder von Roma und Sinti, deren Eltern die Kleinen zum Betteln auf die Straße schicken, so dass dann Polizei und Jugendämter eingreifen müssen. Vor allem aber hat die Regierungspartei Lega und allen voran ihr Chef, Matteo Salvini, den Fall aufgegriffen, um den politischen Gegner, den „Partito democratico“, der in der Opposition sitzt, heftig anzugreifen. Denn die Region, zu der Bibbiano und das Val d?Enza gehören, ist traditionell links und wird heute noch von Linksdemokraten regiert. Zahlreiche Exponenten des „Partito democratico“ stellen den Bürgermeister – wie in Bibbiano selbst.

Salvini: Typisch für linke Familienpolitik

Der Vorwurf Salvinis und seiner Leute lautet, der Fall „Hansel e Gretel“ sei typisch für die Familienpolitik der Linken, für die die natürliche Familie ein Feind und Gender, gleichgeschlechtliche Partnerschaften und LGBT die Leitbilder seien. Auf Facebook postete Salvini ein Video, das einen Vater zu Wort kommen lässt, dem vor acht Jahren die Tochter weggenommen wurde. Salvinis Kommentar: „Ich werde bald in Bibbiano sein, diese Kriminellen dürfen nicht unbestraft bleiben.“

Um dann gleich auch den politischen Gegner ins Visier zu nehmen: „Eine gewisse Linke ekelt mich an, die nicht nur Geschäfte mit Einwanderern macht, sondern sogar auch mit Kindern.“

Damit ist klar: Wenn es zum Prozess gegen die Beschuldigten in der Untersuchung „Engel und Dämonen“ kommt, wird dieser – wie so oft in Italien – von Anfang an ein Politikum sein.

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Guido Horst Matteo Salvini

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