Pressestimmen vom 31.10.2018

Natürlich hat es in Amerika immer Antisemitismus im Stil der „Country Clubs“ gegeben, aber nie gab es Mordanschläge – bis jetzt. Das war, und ist noch immer, ein europäisches Phänomen. Aber jetzt ist das „Golden Land“ selbst durch jüdisches Blut entweiht worden. Amerika war nie ein Ort, an dem gefälschte Pamphlete wie die „Protokolle der Weisen von Zion“ Zugkraft gewonnen haben. Ändert sich das jetzt? Hoffentlich nicht. In den zahllosen Kommentaren zum Anschlag in Pittsburgh wurde sicher schon erwähnt, dass der Anschlag nicht nur für die Juden, sondern für alle Amerikaner schlecht ist. Amerika wurde von Menschen gegründet, die keine Europäer sein und die Europa und sein Unrecht hinter sich lassen wollten. Jetzt ist das Schlechteste von Europa ihnen über den Atlantik gefolgt. Bevor der Antisemitismus sich ausbreitet und zum Alltag wird, muss Amerika zu seinen Wurzeln zurückkehren durch eine Zeit tiefer Selbstreflexion. Diese Art von Gewalt ist der Tod für den Amerikanischen Traum, Gift für die Seele Amerikas: Sie muss von allen abgelehnt und überall ausgerottet werden.

Die Führung der Synode liegt bei den wohlhabenden und weltlich gesinnten Deutschen, und die Dokumente werden von den etwas weniger wohlhabenden Italienern erstellt. Daher bekamen die Deutschen im Schlussdokument das, was sie immer wollen: Spielraum zum Thema Sex. Letztes Mal waren es die wiederverheirateten Geschiedenen, diesmal Homosexualität. Die Italiener schreiben Texte mit einer gewissen Kunstfertigkeit; die Sprache liest sich rechtgläubig, ist jedoch schwammig genug, um alternative Interpretationen zuzulassen. Vielleicht wurden deshalb alle Entwürfe der Synodendokumente nur auf Italienisch in Umlauf gebracht, denn diese Sprache gestattet eine gewisse Flexibilität in der Bedeutung, was dadurch deutlich wird, wie die Italiener Begriffe wie vietato – „verboten“ – und subito – „sofort“ – verstehen. Um einem Durchsickern von Nachrichten vorzubeugen, wird der Entwurf des Schlussberichts nur in gedruckter Form vorgelegt, was die elektronische Übertragung erschwert. Was machen also jene, die kein Italienisch sprechen? Sie fotografieren die 60 Seiten, machen sie zu einem elektronischen Text und lassen diesen durch ein Übersetzungsprogramm laufen, da sie nur wenige Stunden vor der Abstimmung über den Text haben.

Wir dürfen den Opfern klerikalen Missbrauchs nicht sagen, sie sollten „für das Wohl der Kirche“ schweigen. Die Menschen sind nicht für die kirchliche Bürokratie da. Die Kirche ist für die Menschen und ihr Wohl da, denn in ihnen wohnt Christus genau wie im Tabernakel. Darin lag das völlige Versagen der Bischöfe: nicht dass sie in Gaudium et spes etwas Falsches gelehrt hätten, sondern dass sie nicht verstanden haben, was sie selbst gelehrt haben. Das Problem ist nicht, dass der Episkopat monströser, böser gewesen wäre als andere Institutionen. Sondern dass er genau wie andere Institutionen war. Die Bischöfe haben mit derselben egoistischen, blinden, weltlichen, irdischen Dummheit gehandelt wie jede andere menschliche Institution, vom US-Bildungsministerium bis hin zu den Körperschaften Harvey Weinsteins Hollywood. Sie haben vergessen, dass die Mitglieder ihrer Herde die einzigen Geschöpfe auf Erden sind, die Gott um ihrer selbst willen gewollt hat. Stattdessen haben sie wie alle anderen bürokratischen Funktionäre gehandelt und gemeint, dass die Mitglieder ihrer Herde nur dazu da seien, der Maschinerie der bürokratischen Institution zu dienen, die für sie zum Götzen geworden war. Wenn solche Dinge im Leben der Kirche geschehen – wenn Kleriker von uns verlangen, Böses zu tun oder die Augen davor zu verschließen, dann sind wir, soweit es in unserer Macht liegt, verpflichtet zu sagen: „Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Es muss allen klar sein, dass man nicht weiter von Unwetter-Notlagen sprechen kann und dass Alarm und Warnungen nicht mehr ausreichen. [...] Das Parlament muss dringend das Gesetz zum Schutz des Erdbodens verabschieden, das in der vergangenen Legislaturperiode von zu vielen Eigeninteressen blockiert worden ist. [...] Gelder für all diese Dinge sind wirklich eine sichere Investition und eine würdevolle und sichere Arbeit.

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