Pressestimmen vom 25.07.2018

Das gewaltsame Verschwindenlassen von Menschen, das Schleusen von Migranten, Menschenhandel, Sexualdelikte etc.: Bei Problemen dieser Art, die nationale Anstrengungen erfordern, muss den verschiedenen Stimmen, die zur Lösung beitragen können, Gehör geschenkt werden (...). Echter Dialog verlangt demütiges und respektvolles Zuhören. Heute ist es notwendiger denn je, „Mauern der Isolierung einzureißen und Brücken des Verständnisses zu bauen“, wie Papst Franziskus gesagt hat, besonders dort, wo verhärtete Ressentiments vorhanden sind.

Als der heute etwas altmodisch anmutende Begriff „Designer-Babys“ zum ersten Mal auftauchte, meinten viele, dass eine Selektion nach oberflächlichen Merkmalen stattfinden würde, man etwa Kinder mit blauen Augen oder geraden Zähnen wollte. Heute hat dies eine ganz andere Dimension angenommen. Paare wählen Samen- und Eizellenspender mit Abschlüssen von Eliteuniversitäten aus. Es wird über die Möglichkeit gesprochen, sogenannte Behinderungen wie das Down-Syndrom oder die Taubheit auszumerzen. Seit der Fertigstellung des Humangenomprojekts und der Weiterentwicklung und Kostensenkung der Gentechnik scheinen nicht nur besondere Gentests, sondern auch die Modifizierung menschlicher Gene unumgänglich zu sein. Möglichkeiten, die 1968 unvorstellbar waren, gehören heute zu unserer Realität. Es ist zu befürchten, dass neue Möglichkeiten, unerwünschte genetische Eigenschaften herauszuschneiden, Eltern dem sozialen Druck aussetzen, solche Modifizierungen auch vorzunehmen: Können verantwortungsbewusste Eltern zulassen, dass ein Kind mit der Veranlagung zu einer Herz- oder Tumorerkrankung geboren wird? Und zur Taubheit? Zur Kahlköpfigkeit?

Das Internet gibt uns die Illusion der Privatsphäre, der Anonymität. Es bringt Trolle und verbale Gewalt hervor, da es die Kommunikation von menschlichem Mitgefühl trennt und man dem Gesprächspartner nicht von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht. Wir müssen Verantwortung übernehmen für unsere Online-Aktivitäten, und auch die Betreiber der Plattformen müssen Verantwortung übernehmen. Dazu müssen wir jedoch erkennen, dass jede Entscheidung, die wir treffen, eine moralische Dimension besitzt. Die Amerikanischen Bischöfe haben ein sehr gutes Dokument zum Problem der Pornographie im Internet veröffentlicht.

Diese Antwort auf diese Herausforderung darf nicht als moralische Panikmache abgetan werden. Die Bischöfe verstehen, dass ein Problem und auch eine Lösung vorhanden ist. Viele von uns scheinen in Verwirrung verstrickt zu sein.

Natürlich haben alle Revolutionen ihre Verteidiger, aber ist es Jahrzehnte nach der Sexuellen Revolution nicht an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, dass aus Befreiung mittlerweile Unzucht geworden ist?

Katholiken sind gespalten über das Erbe von Nelson Mandela: Einige können ihm seine Rolle bei der Legalisierung der Abtreibung 1996 nicht verzeihen. Ja, unter Mandelas Vorsitz wurde das Abtreibungsgesetz verabschiedet; er hat es auch unterzeichnet. Er war ein Abtreibungsbefürworter, der sagte: „Frauen haben das Recht, über ihren Körper zu bestimmen.“ Wir Katholiken können eine Philosophie, die das Recht des ungeborenen Kindes auf Leben den privaten Rechten der Mutter unterordnet, nicht gutheißen. Für Katholiken ist das ungeborene Kind eine Person mit eigenen Rechten und nicht nur ein medizinischer Zustand. Daher teilen wir Nelson Mandelas Auffassung nicht.

Um Mandelas Lebenswerk zu ehren, müssen wir aber nicht seine ganze Weltanschauung übernehmen (...). Man kann Mandela zu Recht vorwerfen, dass er nicht wusste, welchen Schaden er durch die Legalisierung der Abtreibung angerichtet hat, aber man muss ihm zugutehalten, dass er damit keine bösen Absichten verfolgte, sondern Gutes tun wollte. Sein Erbe ist offensichtlich – auch wenn dieser Schatten auf ihm liegt, aber wessen Erbe ist schon frei von allen Schatten? Mandela wird zu Recht in aller Welt verehrt, für seinen Mut, seine Ausdauer, seinen Sinn für Gerechtigkeit und vor allem für seine unzweifelhafte Integrität.

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