Porträt der Woche

Szymon Holownia

Am Wochenende ist, quasi aus dem Nichts, ein neuer, ernsthafter Herausforderer für Präsident Duda ans Licht getreten: der parteilose Szymon Holownia, ein katholisches Celebrity.
Szymon Holownia
Foto: Wikicommons | Popkultur und echte Frömmigkeit, Coolness und soziales Engagement in Afrika - kein Problem für Holownia, der inzwischen mit einer Pilotin der Armee verheiratet ist.

Im Mai 2020 feiert Polen nicht nur den 100. Geburtstag von Johannes Paul II., es wird auch ein Präsident gewählt. Viel sprach bislang dafür, dass der Amtsinhaber Andrzej Duda weitermachen kann. Bei Umfragen lag der 47-Jährige im Vergleich zu anderen Politikern klar vorn. Zumal die großen Oppositionslager, die bürgerlich Liberalen und die Linken, sich schwer damit tun, zu entscheiden, wer gegen den nationalkonservativen Duda antreten soll. Viele Namen, wenig Hoffnung. Niemand scheint die für einen Sieg nötige Mischung aus Charisma, Kompetenz und rhetorischer Qualität zu besitzen.

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Aus dem Nichts kommt ein Mann des Ausgleichs

Am Wochenende ist, quasi aus dem Nichts, ein neuer, ernsthafter Herausforderer für Präsident Duda ans Licht getreten: der parteilose Szymon Holownia, ein katholisches Celebrity. Es müsse, so der 43-Jährige, wieder ein Sowohl-als-auch im Land geben, nicht nur ein Entweder-Oder. Dies verkündete Holownia in einem Danziger Theater seinen Anhängern und solchen, die es werden sollen.   

Dass er ein Mann des Ausgleichs ist, der Gegensätze elegant zu verbinden weiß, hat er als Journalist bewiesen. Bei der polnischen Ausgabe des „Newsweek“-Magazins war Holownia genauso tätig, wie in katholischen Medien. Als TV-Moderator und Buchautor hat er sich einen Namen gemacht. Popkultur und echte Frömmigkeit, Coolness und soziales Engagement in Afrika – für Holownia, der an einer privaten Elite-Universität Psychologie studiert hat und zweimal bei den Dominikanern einen Anlauf nahm, inzwischen aber mit einer Pilotin der Armee verheiratet ist, kein Problem. Die einen lieben ihn für diese Flexibilität, andere hassen ihn dafür. Globalismus und katholischer Mundgeruch – wie passt das zusammen?

Wie finanziert Holownia den Wahlkampf?

Die entscheidende Frage, welche die polnischen Journalisten umtreibt, lautet aber: wie finanziert Holownia den Wahlkampf? War es Zufall, dass ein bekannter Manager der Oppositionspartei „Bürgerplattform“ im Theaterpublikum saß? Ein Journalist des Senders TVP wittert gar den langen Arm des früheren EU-Ratspräsidenten Donald Tusk hinter Holownia. Auch Tusk wurden Präidentschafts-Ambitionen nachgesagt, die sich bei Umfragen aber ziemlich schnell ins Nichts auflösten. Oder ist Holownia nur eine nützliche Figur, um – wie in Frankreich – eine neue künstliche Bewegung samt Anführer aufzubauen, um einen nationalkonservativen Präsidenten zu verhindern? Um jeden Preis?

Andrzej Duda, der vor fünf Jahren als Außenseiter-Kandidat von Jaroslaw Kaczynskis Gnaden gegen den allzu siegessicheren liberalen Präsidenten Bronislaw Komorowski gewann, dürfte gewarnt sein.

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