Dem Hamburger Politikwissenschaftler Wolfgang Kraushaar fehlt eine notwendige Debatte über die Ideologie islamistischer Attentäter. Das erklärte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Jahr nach dem Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz verdränge die politische Klasse mögliche Zusammenhänge zwischen Moscheen, Hasspredigern und Terrorismus, so Kraushaar. Am 19. Dezember steuerte der aus Tunesien stammende Attentäter Anis Amri einen LKW absichtlich in eine Gruppe von Besuchern des Weihnachtsmarks in der Nähe der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Zwölf Menschen verloren ihr Leben, mehr als 70 wurden verletzt, manche von ihnen schwer.
Wie epd berichtet, könne man laut Kraushaar an der Inschrift des geplanten Mahnmals erkennen, dass aktuell nicht die angebrachte Debatte geführt würde. "Die Inschrift ist eine Plattitüde, die ausspart, dass der Anschlag eine religiöse Signatur getraten hat." Morgen wird anlässlich des Jahrestages des Anschlags ein Gedenkzeichen für die Opfer eingeweiht. Es trägt die Inschrift: "Zur Erinnerung an die Opfer des Terroranschlags am 19. Dezember 2016. Für ein friedliches Miteinander aller Menschen."
"Der Ort des Anschlags ist ja nicht zufällig ausgewählt worden", so Kraushaar gegenüber epd. Es sei das Ziel des Attentäters gewesen, so viele Menschen wie möglich zu töten oder zu verletzen, die sich mit dem christlichen Weihnachtsfest verbunden fühlten. Man müsse diesen antrichristlichen Bezug unbedingt berücksichtigen. Der Bundesregierung unterstellt Kraushaar, dieser Tatsache auszuweichen.
DT/epd