Der Bremer Politikwissenschaftler Stefan Luft sieht Ankerzentren als mögliche Lösung, um Asylverfahren in Zukunft strukturierter und besser zu führen. „Ich halte es schon für zentral, innerhalb sehr kurzer Frist festzustellen, wer sich berechtigt hier aufhält und wer eben nicht“, meint Luft im Gespräch mit der „Tagespost“. Unter Wahrung rechtsstaatlicher Normen könnten Ankerzentren eine Lösung sein. Sollte es gelingen, die Verfahren so zu beschleunigen, dass der berechtigte Antragsteller in einem halben Jahr wisse, dass er bleiben kann, könne eine sinnvolle Integration beginnen, erklärt der Privatdozent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Bremen. Zudem müssten Ausreisepflichtige tatsächlich auch zum Verlassen des Landes gebracht werden. „Viele Bundesländer, die eine solche Lösung aus politischen Gründen jetzt wieder verschleppen, haben den Ernst der Lage offenbar noch nicht erkannt.“
Im Umgang des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) mit der hohen Zahl von Asylanträgen sieht Luft kein strukturelles Problem. „Die Behörden im Bund und in den Ländern waren mit dem Flüchtlingsansturm schlechthin überfordert“, so der Politikwissenschaftler. Vor dem Hintergrund der sich im Jahr 2015 massiv zuspitzenden Lage habe man beim Bamf den Versuch unternommen, möglichst schnell Personen als Entscheider einzustellen, um die hohen Zielvorgaben des Bundesinnenministeriums zu erfüllen. „Und da hat man dann an der Qualifikation gespart – mit den bekannten Folgen.“
Das ausführliche Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 07. Juni.
DT