Von Markus Reder Kann es ein Zuviel des Erinnerns geben? Mit Sicherheit nicht. Wer die Bilder jenes 9. Novembers vor zwanzig Jahren, die in diesen Tagen allgegenwärtig sind, auf sich wirken lässt, der spürt noch heute die Einzigartigkeit dieses historischen Augenblicks, der die Welt friedlich verändert hat. Es gibt kein schöneres Bild für den Sieg der Freiheit über das Joch der Gewaltherrschaft als die sich in den Armen liegenden und auf der Mauer tanzenden Menschen in der Nacht des 9. Novembers 1989. Kann es ein Zuviel der Erinnerung gegeben? Wohl doch. Wenn sich unter emotionsgeladener Bilderflut Vergessen breitmacht, wenn Ideologen Geschichte klittern und die historische Wahrheit biegen, ist es Zeit, die eigene Erinnerungskultur zu ...