Nichts vermag das Massaker, das nach bisherigen Erkenntnissen zwei Tatverdächtige an der Redaktion des französischen Magazins „Charlie Hebdo“ verübten, zu rechtfertigen. Auch nicht die Verteidigung von Glaubensgütern. Wer Menschen abschlachtet, weil sie das, was anderen heilig ist, zur Zielscheibe öffentlichen Gespötts machen, offenbart nicht etwa Liebe zu Gott, sondern maßlosen Hass auf dessen Geschöpfe. Er kann sich auch nicht auf „heiligen Zorn“ berufen, einer Motivation, die mittelalterlichen Theologen wie Thomas von Aquin (1225–1275) noch völlig geläufig war und der vielleicht selbst Jesus antrieb, als er die Händler und ihr Vieh aus dem Tempel trieb.
Leitartikel: Wir sind nicht Charlie
Von Stefan Rehder