Die Griechen haben am Sonntag bereits abgestimmt – an den Bankomaten. Wenn schon der Staat nicht zu retten ist, dann rette zumindest privat jeder, was er noch retten kann. Das mag nach einem privatwirtschaftlichen Ansatz klingen, der angesichts der paläomarxistischen Wirtschaftsideen der regierenden Syriza-Truppe fast schon vernünftig scheint. Doch der Schein trügt. Denn diese Mentalität, die nun an ihrer Bahre steht, stand auch an der Wiege der Krise: In den Jahrhunderten osmanischer Fremdherrschaft war der Staat der Feind, vor dem man Vermögen in Sicherheit bringen musste, den zu bestehlen Ehre war.
Leitartikel: Die griechische Tragödie
Von Stephan Baier