Christlicher Glaube ist so wenig ortlos wie er zeitlos ist. Das unterscheidet ihn vom Mythos. Dessen Wahrheit besteht in der Einsicht in diejenigen Seins-Gesetze, die gerade nicht an Raum noch Stunde gebunden sind. Der Glaube hingegen verdankt sich dem Willen Gottes, uns Sein unvergängliches Leben mitzuteilen. Es gäbe ihn nicht, hätte Gott nicht den Anfang gemacht. Das versteht, wer in der Geburtskirche zu Betlehem kniet oder vor dem Heiligen Grab in Jerusalem steht. Hier lassen sich die entscheidenden Wendepunkte der Weltgeschichte mit Händen greifen. Der kühle Stein, den man zu fassen bekommt, sagt: Gott ist Fleisch geworden, zu einer bestimmten Zeit, an einem bestimmten Ort, wo seine Krippe stand, aber auch Sein Kreuz und Grab. ...
Leitartikel: Der Glaube ist nicht ortlos
Von Oliver Maksan