An irgendetwas glaubt der Mensch. Sich aufgeklärt dünkende Bayern, die sich vor Jahrzehnten mit einem liberalen Dreh von ihrer Kirche abgewandt haben, glauben heute zum Beispiel an die „Süddeutsche Zeitung“ – und das oft mit größerer Inbrunst, als es die Beter des Credos in den Gottesdiensten tun. Das Fernsehvolk, das sich zur abendlichen Verdummung vor die Plasmabildschirme setzt, glaubt nach der Belehrung felsenfest daran, dass sich die Dinge in der Welt verhalten, wie es die so freundlich und souverän wirkenden Damen und Herren vor den Studiokameras gerade erst verkündet haben. Dasselbe gilt für das Internet.
Leitartikel: Das Spiel der Medien
Von Guido Horst