Es gibt in Nahost derzeit gute Gründe, optimistisch zu sein: Wenn Autokraten, die jahrzehntelang alle Fäden der Macht in Händen hielten, von der Basis – nicht von Putschisten in Uniform – gestürzt werden, wenn Menschen ihre Angst vor den allgegenwärtigen Sicherheitsdiensten abschütteln und für ihre Rechte auf die Straßen gehen, wenn sich nun Intellektuelle in Israel bei aller Loyalität zu ihrem Staat für einen souveränen Palästinenserstaat aussprechen – darf man dann nicht voll Hoffnung auf einen orientalischen Frühling sein? Es gibt aber auch Gründe, pessimistisch zu sein: Die Kultur der Kompromisse, das Bewusstsein für Rechtstaatlichkeit und Minderheitenrechte ist in Nahost wenig verankert.
Kommentar: Zarte Pflanze in rauer Landschaft
Von Stephan Baier