Als im Vorjahr drei Diktatoren im arabischen Nordafrika stürzten, klopften sich westliche Politiker schuldbewusst an die Brust: Viel zu lange hatte man der Realpolitik Vorfahrt vor den Idealen gegeben, hatte bei Menschenrechten beide Augen zugedrückt, um die Touristenparadiese Tunesien und Ägypten nicht zu stören, um Israels Partner in Kairo zu erhalten, um aus Libyen Erdöl statt schwarzafrikanischer Migrantenströme nach Europa zu leiten. In der Euphorie des „Arabischen Frühlings“ klang ein neuer Idealismus an, eine Entschlossenheit, die Menschenrechte nie mehr ökonomischen Interessen zu opfern. Nun aber ist Bundeskanzlerin Angela Merkel, Europas stärkste Politikerin, in China.
Kommentar: Viel Höflichkeit, etwas Klarheit
Von Stephan Baier