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Kommentar: "Großartig. Teilweise"

Mit politischen Forderungen, die alle bioethischen Bedenken beiseite lassen, schafft man es auch im Sommerloch auf die Titelseiten. Originell ist das aber nicht, kommentiert Stefan Rehder.
Landesparteitag FDP Baden-Württemberg
Foto: Christoph Schmidt (dpa) | Auch als Hinterbänkler von der FDP kann man es auf Titelseiten schaffen - im Sommerloch und mit den richtigen Themen.

Katrin Helling-Plahr? Wer? Bis Anfang dieser Woche hätte vermutlich jeder, der nicht selbst aus Hagen kommt, die erste Frage mit der zweiten beantwortet. Das wird sich vermutlich bald ändern. Denn die 33-jährige FDP-Hinterbänklerin, die 2017 über die nordrhein-westfälische Landesliste erstmalig in den Deutschen Bundestag einzog, unternimmt gerade einiges, um ihren bundesweit gegen Null tendierenden Bekanntheitsgrad zu steigern.

Nicht dass Forderungen wie die, das Embryonenschutzgesetz zu schleifen, die Eizellspende und die Leihmutterschaft zu legalisieren oder jedermann und jederfrau künstliche Befruchtungen auf Kosten der Solidargemeinschaft zu ermöglichen, besonders originell wären. Schon deshalb nicht, weil die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina erst im Juni Eckpunkte für ein „zeitgemäßes“ Fortpflanzungsmedizingesetz vorgestellt hat, die alle diese Forderungen auch enthalten.

Im Sommerloch schaffen es auch Hinterbänkler auf den Titel

Aber in der nachrichtenarmen Zeit und gegen Ende der Sommerpause reicht auch das manchmal, um als Hinterbänkler Schlagzeilen generieren zu können. Und deshalb kann Kathrin Helling-Plahr ihren Namen jetzt auf Internetportalen wie dem des „Deutschen Ärzteblatts“, von „ZDF heute“ oder „Web.de“ lesen. Möglich gemacht hat dies der Berliner „Tagespiegel“, der als erster über ein siebenseitiges Positionspapier der „FDP-Expertin“ berichtete. Als „Experte“ bezeichnen sich Abgeordnete meist dann, wenn sie sich zu einem Thema äußern, für das sie weder als Fraktionssprecher noch als Obmann oder Obfrau der mit ihm befassten Ausschüsse zuständig sind.

Die Katholische Nachrichten-Agentur KNA, die sich getreu dem Motto „only bad news are good news“ verständlicherweise auch für alles interessiert, was der liebe Gott verboten hat, generierte daraus eine Meldung. Die musste allerdings wiederholt werden, bis sie andernorts verfing. Nun wüsste man gerne, was FDP-Chef Lindner zu all dem zu sagen hat. Vermutlich so etwas wie: „Kathrin, weißt Du, was ich Dir immer schon mal sagen wollte? Es ist großartig, was Du hier ablieferst. Teilweise.“

Themen & Autoren
Stefan Rehder Deutscher Bundestag Embryonenschutzgesetz

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