In der Disziplin der politischen Psychologie haben die EU-Außenminister jetzt das nächste Eigentor geschossen, indem sie den türkischen Beitrittsverhandlungen einen Neustart erlaubten. Paradoxerweise riskiert die EU so, das Nachbarschaftsverhältnis zur Türkei weiter zu beschädigen. Als Ankara 1997 die EU-Mitgliedschaft in Aussicht gestellt wurde, war dies unvernünftig, weil die ökonomisch marode Türkei allein über das Agrarbudget den Kollaps der EU bewirkt und Europa geostrategisch in Regionen geführt hätte, für die es in keiner Brüsseler Schublade Lösungen gibt. Unmoralisch war es zudem, weil niemand daran dachte, das Versprechen tatsächlich einzulösen.
Kommentar: Ehrlichkeit statt Heuchelei
Von Stephan Baier