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Mysterienspiel Vatikan

Morgen geht das neue Nachrichten-Portal des Vatikan auf Sendung. Der Internet-Auftritt wird mit Spannung erwartet. Von Guido Horst
Der Vatikan auf Instagram
Foto: Harald Oppitz (KNA) | Am Sonntag geht der neue Internetauftritt des Vatikan online.

Morgen also geht das neue Nachrichten-Portal des Vatikan auf Sendung (siehe Seite 4). Der Internetauftritt wird mit Spannung erwartet, da alle Vatikanmedien unter dem Dach des Kommunikationssekretariats zusammengelegt werden und dessen Direktor, Prälat Dario Edoardo Vigano, ein eingefleischter Medienexperte ist, der so wissenschaftlich-akademisch spricht, dass man bisher einfach nicht entschlüsseln konnte, wie denn nun die vatikanische Kommunikation in Zukunft aussehen soll. Also wird man morgen selber schauen müssen. Wird aber nun das Geheimnis Vatikan transparenter? Die Technik wird moderner. Aber Glasnost heißt das noch lange nicht. Drei Beispiele: Im Internet war darüber spekuliert worden, ob der Papst die Amtszeit von Erzbischof Georg Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses und die des Zeremonienmeisters Guido Marini verlängern wird. Wie nun Insider mit Sicherheit bestätigen, hat Franziskus das getan. Warum erfährt man das nicht? Eine Notiz im Vatikan-Bulletin würde reichen und die Gerüchte hätten ein Ende.

Sodann: Viel war von der Finanzreform des Vatikan geredet worden. Nun ist der Chef des Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell, auf nicht absehbare Zeit in Australien verschwunden, der eigens eingestellte Wirtschaftsprüfer Libero Milone wurde im Sommer vom Substituten des Staatssekretariats, Erzbischof Giovanni Angelo Becciu, höchst unsanft vor die Tür gesetzt und auch der Vizedirektor des Vatikanischen Geldinstitutes IOR Giulio Mattietti musste vor kurzem seinen Hut nehmen. Seither munkelt man, die „alte Garde“ habe die Vatikanfinanzen wieder fest im Griff. Warum gibt man nicht einmal eine Pressekonferenz, um das hochsensible Reform-Thema der Immobilien und Geldströme der Kurie offen darzulegen? Auch die Kurienreform ist ein sensibles Thema. Vatikansprecher Greg Burke hat jetzt erklärt, die vergangene 22. Sitzung des Kardinalsrats sei ein „Check up“ der über vierjährigen Arbeit des Gremiums gewesen. Und was ist dabei herausgekommen? Das wurde nicht mitgeteilt. Dafür gibt der Koordinator des Rats, Kardinal Rodríguez Maradiaga aus Honduras, vage Interviews, denen man alles entnehmen kann, nur nichts Handfestes. Auch die technisch erneuerte Medienpräsentation des Vatikan nutzt nichts, wenn es bei der byzantinischen Informationspolitik bleibt. Und so ist zu erwarten, dass das neue Medienportal wie bisher päpstliche Hofberichterstattung betreibt, aber die eigentliche Berichterstattung weiter den Gerüchteküchen der privaten Blogs überlassen bleibt.

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