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Im Blickpunkt: Die Ruhe nach dem Sturm

Von Regina Einig

Vor einem Jahr schlug der Vatikan mit der Ernennung von Georg Bätzing zum Limburger Bischof ein neues Kapitel für das in die Schlagzeilen geratene Bistum auf. Viele Kassandrastimmen begleiteten den Nachfolger von Tebartz-van Elst auf dem Weg an die Lahn. Die Diözese galt als der undankbarste aller deutschen Bischofssitze, als unerbittliche Nervenprobe und die Zielvorgabe wurde dem vormaligen Trierer Generalvikar von nicht wenigen Vertretern der schreibenden Zunft gleich aufgedrängt: So rasch wie möglich das Rad zurückdrehen in die Ära Kamphaus. Zwischen den Zeilen klang eine kaum verhohlene Drohung durch: Entweder werden die Spuren des Vorgängers Franz-Peter Tebartz-van Elst so schnell wie möglich aus der Seelsorge getilgt oder das Bistum Limburg und „der Neue“ kommt nicht zur Ruhe. Keine leichte Aufgabe also, doch Bischof Bätzing meistert sie bisher mit Augenmaß und Diskretion. Es spricht für den verbindlichen und entspannten Stil Bischof Bätzings im Umgang mit seinen durchaus nicht konfliktscheuen Diözesanen, dass er angesichts des kaum zu überbietenden Mediendrucks auf ihn nicht eingeknickt ist. Austeilen gegen den Vorgänger oder buckeln vor den giftigsten Federn in den Frankfurter Redaktionsstuben wird ihm niemand nachsagen dürfen.

Zwei Eckpfeiler der Seelsorge zeigen im Bistum Limburg, dass die apostolische Sukzession auch Kontinuität mit sinnvollen Entscheidungen des Vorgängers bedeutet. Auch die Entscheidungen von Bischof Tebartz-van Elst waren nicht alle falsch. Die unter ihm begonnene Einführung der Pfarreien neuen Typs wird in den nächsten Jahren im Bistum fortgesetzt. Mit guten pastoralen Gründen, gilt sie doch unter Pfarrern und Kirchenrechtlern gleichermaßen als ausgesprochen gelungene Lösung für die Neuordnung der Gemeinden.

Dass das Kind in Limburg nicht mit dem Bad ausgeschüttet werden soll, zeigt sich auch in der Offenheit Bischof Bätzings für Initiativen zur Neuevangelisierung und Glaubensvertiefung. Wie nahezu alle deutschen Bistümer kann auch Limburg auf traditionsreiche Wallfahrtsorte bauen, die bei dieser wesentlichen Aufgabe als wertvolle Multiplikatoren dienen. Ohne gründliches Glaubenswissen – nicht zuletzt auch bei Erwachsenen – steht über kurz oder lang auch die Qualität der ehren- und hauptamtlichen Arbeit in den Pfarreien auf dem Spiel. Auch der Ruhe nach dem Sturm wird das ein wesentlicher Baustein zur Stabilisierung des Bistums Limburg werden.

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Kirche

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28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig