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Im Blickpunkt: Das Drama des Bösen

Von Regina Einig

Das Fatimajubiläum erhält vor dem Hintergrund einer weltweit wachsenden Zahl verfolgter Christen eine nahezu überraschende theologische Wendung. Man spricht in Kirchenkreisen wieder vom Teufel. Papst Franziskus geht hier der Herde mit offenen Augen voran. Kein Papst hat im 21. Jahrhundert häufiger gewagt, was in akademischen Kreisen noch immer als intellektuelle Blamage gilt: vor dem Wirken Satans in der Welt zu warnen und jenen heimzuleuchten, die die Existenz des Teufels als von der Aufklärung überholtes Drohmittel des Klerus abtun, das kein vernünftiger Christ ernst zu nehmen brauche. Die Angst, als nicht anschlussfähig zu gelten, hat das biblisch begründete Nachdenken über den Teufel in der wissenschaftlichen theologischen Ausbildung vielerorts weitgehend erstickt. Doch die Höllenvision der Seherkinder von Fatima ist kein mittelalterliches Fresko, sondern ein historisch verbürgtes Ereignis der Moderne. Sie hat den Gläubigen heute nicht weniger zu sagen als den Katholiken im Jahr 1917. Hundert Jahre später hat das Böse für die Menschen das historisch vertraute Gesicht des Krieges nicht verloren. Nicht von ungefähr erwähnt Papst Franziskus den „Dritten Weltkrieg in Stücken“ und unterstreicht damit, wie zeitlos aktuell das Gebet um den Frieden ist.

Darüber hinaus nehmen immer mehr Menschen die weltweit zunehmende Christenverfolgung als eine Art Teufelsfratze unserer Zeit wahr. Gerade hier zeigt sich die gefährliche Selbstüberschätzung und das naive Menschenbild vieler Zeitgenossen. Wer die Gegenwart reifer, aufgeklärter und vernünftiger als frühere Epochen wähnt, verkennt das Drama der gefallenen menschlichen Natur und den Ernst der biblischen Aussagen über die Existenz des Teufels. Der Hass gegen Christus, seine Kirche und deren Mitglieder ist nicht allein logisch begründbar. Insbesondere für das Phänomen Christenverfolgung greifen gesellschaftliche, politische und kulturelle Erklärungsmuster auch heute nur bedingt. Darum hat der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation in dieser Woche mit gutem Grund auf das merkwürdige Paradox unserer Zeit hingewiesen. Auf der einen Seite erinnern Kriege, der wachsende Hass zwischen vielen Nationen und die teilweise verdrängte Christenverfolgung daran, dass das Böse aktiv ist in der Welt. Andererseits wird die Existenz des Teufels beharrlich geleugnet, obwohl eine ganze Szene in den Satanismus abgleitet. Gerade der moderne Satanskult spricht am eindringlichsten für die Aktualität der Botschaft von Fatima.

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25.04.2024, 11 Uhr
Regina Einig