In manchen barocken Schlössern gibt es sogenannte Spiegelkabinette. Das ist eine Spielerei, aus Fürstenlaune entstanden, aber von einer erstaunlichen, eindringlichen Wirkung auf den Besucher. Alle Wände, auch die Türen und Fenster sind mit Spiegeln ausgestattet. Kein Blick kann nach außen gehen. Der Betrachter sieht überall, wohin er auch blickt, nur sich selbst. Das ist für mich ein sprechendes Bild für die geistige, kulturelle Situation unserer Zeit. Wir leben und bewegen uns wie in einem Spiegelkabinett. Überall sehen wir uns selbst, unsere selbst gemachten Probleme und Nöte, unsere Selbstverwirklichungsideen und Projektionen, unsere Wünsche und Zukunftsängste. Manche Philosophen sprechen von einem gigantischen ...