Wenn Politiker öffentlich beichten, so ist dabei stets ein bisschen Vorsicht geboten – allzu oft verbinden diese mit dem Schuldeingeständnis die Lossprechung von ihren Sünden, die sie sich dann praktischerweise auch gleich selbst gewähren. Zumindest im Fall von Józef Oleksy, der vergangene Woche in Warschau im Alter von 68 Jahren verstorben ist, war es anders: Kurz vor seinem Tod gestand der frühere polnische Ministerpräsident, der im März 1995 als Mitglied der postkommunistischen Partei zum Premier ernannt wurde und bereits im Januar 1996 dieses Amt aufgab, weil man ihm vorwarf, Kontakte zum sowjetischen Geheimdienst gehabt zu haben, dass er ernstlich mit dem Gedanken spiele, eine „Generalbeichte“ abzulegen. Nicht vor ...
Die Wahl, die Beichte und das Jüngste Gericht
Der frühere polnische Ministerpräsident Józef Oleksy ist gestorben: Kurz vor seinem Tod zeigte er wieder einen Sinn für die Religion – kein Einzelfall. Von Stefan Meetschen