Karlsruhe ist nicht Canossa, Angela Merkel nicht Papst und Horst Seehofer kein Kaiser, auch wenn er von Zeit zu Zeit durchaus einen anderen Eindruck zu erwecken vermag. Doch eines war jedem Beobachter des Parteitags klar: Ohne ein gerütteltes Maß an Bußfertigkeit würde der bayerische Löwe in der Höhle der Tigerin, als die sich der 28. CDU-Bundesparteitag in Karlsruhe tags zuvor präsentiert hatte, nicht bestehen können. Zu sehr hatten sich die Reihen hinter der Kanzlerin geschlossen, nachdem die Parteiführung am Sonntag, noch vor Beginn des Delegiertentreffens, auf die parteiinternen Kritiker an Merkels Kurs in der Flüchtlingspolitik zugegangen war, Zugeständnisse gemacht und einen Kompromiss ausgehandelt hatte.
Der Löwe in der Höhle der Tigerin
Merkel geht nach einer mitreißenden Rede gestärkt aus dem Parteitag hervor – Doch Streit mit der CSU ist nicht behoben, sondern nur vertagt worden. Von Stefan Rehder