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Alternative für Christen?

Was christliche Splitterparteien Wählern bieten – Ein Überblick. Von Stefan Rochow
Christliche Parteien im Blick
Foto: dpa | Christliche Splitterparteien sind bei der Bundestagswahl zwar chancenlos, stellen aber für Viele dennoch eine wählbare Alternative zu den etablierten Parteien dar.

Bis zur Bundestagswahl am 24. September ist es nicht mehr lange hin. Die Frage, welcher Partei man seine Stimme gibt, beschäftigt daher auch Christen. Galt es über viele Jahre als unausgesprochene Selbstverständlichkeit, dass man seine Stimme der Union gibt, hat sich das spätestens seit der Kanzlerschaft Bundeskanzlerin Angela Merkel verändert. Immer mehr Christen hadern mit der Partei der Bundeskanzlerin, die zwar immer noch das„C“ im Namen trägt, der aber nicht wenige Gläubige vorwerfen, längst nicht mehr christliche Werte in ihrem Parteialltag Ernst zu nehmen. Der kürzlich verstorbene langjährige Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, hatte schon 2002 – der Spitzenkandidat hieß damals Edmund Stoiber – der CDU empfohlen, das „C“ aus dem Namen zu streichen. Der Kardinal warf den Christdemokraten damals vor, die Partei würde das „christliche Ehe- und Familienbild demontieren“.

Die Zweifel vieler Christen an der Union

Denkt man in diesem Zusammenhang an die Abstimmung zur sogenannten „Ehe für alle“ im Bundestag, bei der immerhin 75 der 309 Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion für eine gesellschaftliche Aufgabe des christlichen Ehebegriffs gestimmt haben, kann man die Zweifel vieler Christen an der Union durchaus verstehen. Welche Alternativen gibt es aber auf dem Stimmzettel?

Ist die AfD für Christen eine Alternative?

Nicht wenige Christen setzen in diesem Jahr auf die Wahl der AfD, die in ihren familienpolitischen Aussagen durchaus eine Nähe zu christlichen Wertvorstellungen aufweist. Andere Christen stören sich bei der AfD aber an dem nationalistischen Sound, der dort auch in maßgeblichen Kreisen angeschlagen wird. Völkischer Nationalismus und Christentum sind für sie wie Feuer und Wasser.

Kleinere christliche Parteien 

Für diese Christen bleiben oft nur die kleinen Parteien als Alternative, denen der Sprung in den Bundestag voraussichtlich nicht gelingen wird. Trotzdem muss eine Stimme für eine kleine Partei keine weggeworfene Stimme sein, da es ehrlicher sein kann, eine Partei zu wählen, zu der man eine größere Schnittmenge hat, als am Ende für das „kleinere Übel“ zu stimmen.

Viele Alternativen bieten sich leider in diesem Jahr auf dem Wahlzettel für christliche Wähler nicht, obwohl es 42 Parteien sind, die zur Wahl antreten.

Das „Bündnis C – Christen für Deutschland“

Da ist zuerst das „Bündnis C – Christen für Deutschland“ zu nennen. Die Partei, die sich 2015 durch die Fusion der Partei Bibeltreuer Christen (PBC) und der Partei für Arbeit, Umwelt und Familie (AUF) gegründet hat, möchte nach eigenem Bekunden ihre Politik nach christlichen Werten ausrichten. Die Partei setzt sich deshalb für den Schutz des Lebens ein, spricht sich gegen die „Gleichmacherei der Geschlechter“ unter dem Stichwort Gender aus, sieht sich als Verteidigerin der sozialen Marktwirtschaft und möchte sich für das „verantwortungsvolle Bewahren, Pflegen und Fördern aller Schöpfung“ einsetzen. Weiter sieht die Partei Deutschland in einer besonderen Verantwortung und Solidarität gegenüber Israel.

Für Christen wohl Punkte, die man unterstützen kann. Jedoch hat die Partei den flächendeckenden Wahlantritt nicht geschafft, da sie nicht die dafür vorgeschriebenen Unterstützungsunterschriften einsammeln konnte. Mit acht Landeslisten wollte die Partei ursprünglich antreten.

Auf ihrer Internetseite gibt sich die Partei enttäuscht, dass sie zu wenig Unterstützung seitens der Christen erfahren hat. Obwohl sich die „Lage der Christen in der Gesellschaft zusehends verschlechtert“, würde „nahezu übersensibel christlich-politisches Engagement als unzureichend betrachtet oder sogar grundsätzlich abgelehnt“. Für „Bündnis C“ ist diese Haltung nicht nachvollziehbar. In nur vier Wahlkreisen wird die Partei daher mit Direktkandidaten antreten. Für die Mehrheit der Christen wird die Partei als Alternative daher gar nicht wählbar sein.

Die Familienpartei

Auch die Familienpartei wird nur in wenigen Wahlkreisen auf dem Wahlzettel stehen. Zwar versteht sich die Partei nicht als explizit christlich, trotzdem gibt es in den familienpolitischen Vorstellungen große Schnittmengen zu christlichen Wertvorstellungen. Aufgrund der fehlenden Finanzen hat die Partei aber beschlossen, auf einen bundesweiten Antritt zu verzichten.

Die Ökologisch-Demokratische Partei (ödp) 

Als weitere Alternative bietet sich die Ökologisch-Demokratische Partei (ödp) an. Außer in Bremen, dem Saarland und Sachsen-Anhalt steht die konservativ-bürgerliche Partei überall auf dem Stimmzettel. Die ÖDP definiert sich selber in ihren Grundsätzen als christlich geprägte Partei. Zentrales Motiv ist der „Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen“. So setzt sie sich für den Lebensschutz ein: „Wir treten für den Schutz des ungeborenen Lebens ein. Schwangerschaftsberatung soll in erster Linie diesem Ziel dienen und Perspektiven für ein Leben mit dem Kind eröffnen“, heißt es im Parteiprogramm. Die derzeitige gesetzliche Regelung von Abtreibungen befürwortet die ödp allerdings. In der Familie sieht die Partei das „Zukunftsmodell“ und gibt ihr daher nach Eigenaussagen den Vorrang vor anderen Lebensmodellen. Punkte die von Christen unterstützt werden können.

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