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Papst Franziskus verurteilt Pränatalmedizin zu "selektiven Zwecken"

Pränataldiagnostik dürfe nicht zu "selektiven Zwecken" angewandt werden, mahnte der Heilige Vater vor etwa 400 Teilnehmern der Konferenz "Yes to Life".
Papst Franziskus: Nein zur Selektion durch Pränataldiagnostik
Foto: Andrew Medichini (AP) | Papst Franziskus: Pränataldiagnostik darf nicht "selektiven Zwecken" dienen.

Papst Franziskus hat sich erneut mit deutlichen Worten gegen vorgeburtliche Kindstötungen gewandt. Bei einer Audienz für die rund 400 Teilnehmer der Konferenz "Yes to Life" erklärte der Heilige Vater am Samstag im Vatikan: "Abtreibung ist nie die Antwort." Pränataldiagnostik dürfe nicht zu "selektiven Zwecken" angewandt werden, mahnte der Papst und forderte die Ärzte auf, "immer nach Lösungen zu suchen, die die Würde jedes menschlichen Lebens respektieren". Die Lehre der Kirche in diesem Punkt sei klar, so Franziskus weiter: "Das menschliche Leben ist heilig und unverletzlich. Die Verwendung der pränatalen Diagnose für selektive Zwecke muss dringend abgelehnt werden, denn sie ist Ausdruck einer unmenschlichen Eugenik-Mentalität, die den Familien die Möglichkeit nimmt, ihre schwächsten Kinder aufzunehmen und zu lieben."

Franziskus nennt Ungeborene "kleine Patienten"

Ungeborene Kinder, bei denen eine Krankheit oder Behinderung diagnostiziert werde, müssten als "kleine Patienten" gesehen werden. Dank der heutigen Medizin könnten sie entweder therapiert werden oder sollten – im Falle einer tödlichen Erkrankung – in einem speziellen Hospiz gepflegt werden. Gleichzeitig müssten die betroffenen Eltern intensiv begleitet werden. Auf diese Weise bekämen sie Gelegenheit, ihr Kind anzunehmen oder sich gegebenenfalls von ihm zu verabschieden. "Die Pflege dieser Kinder hilft den Eltern, ihre Trauer zu verarbeiten und sie nicht nur als Verlust, sondern auch als Etappe einer gemeinsamen Reise zu begreifen."

Modell eines Perinatal-Hospizes vorgestellt

Auf der vom vatikanischen Dikasterium für die Laien, die Familie und das Leben gemeinsam mit einer italienischen Stiftung organisierten Konferenz wurde das Modell eines Perinatal-Hospizes vorgestellt. Wie der Leiter des Dikasteriums, Kevin Kardinal Farrell, erklärte, war es das Ziel der Tagung, angesichts der Zunahme pränataler Selektion, Betroffenen Rat und Hilfe sowie einen besseren Schutz menschlichen Lebens anzubieten. Die Perinatal-Medizin ist Spezialgebiet der Medizin, das sich auf medizinische Tätigkeiten rund um die Geburt fokussiert. In der Medizin umfasst dieser Zeitraum das Ende der 28. Schwangerschaftswoche bis zum achten Tag nach der Geburt.

DT/reh (jobo)

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Stefan Rehder Hospize Lebensschutz Papst Franziskus Päpste

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