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Organspende: Ärztetag für Einführung der Widerspruchslösung

Schon bald könnte in Deutschland jeder künstlich beatmete Patient, bei dem der sogenannte Hirntod diagnostiziert wurde, automatisch als Organspender gelten. Dafür hat sich der Deutsche Ärztetag ausgesprochen.
Organspende
Foto: Jens Kalaene (dpa-Zentralbild) | ARCHIV - ILLUSTRATION - Eine Organtransportbox wird am 29.05.2012 in den Räumen der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Berlin übergeben.

Der 121. Deutsche Ärztetag hat sich für die Einführung der sogenannten Widerspruchslösung bei der Organspende in Deutschland ausgesprochen. Danach gilt jeder künstlich beatmete Patient, bei dem der sogenannte Hirntod diagnostiziert wurde, automatisch als Organspender, der einer Entnahme von Organen zuvor nicht ausdrücklich widersprochen hat. Bei ihrem Treffen in Erfurt (8. bis 11. Mai) forderten die Delegierten des Ärztetags den Deutschen Bundestag auf, das Transplantationsgesetz (TPG) entsprechend zu ändern.

In dem – nach kurzer Debatte – mehrheitlich angenommenen Antrag heißt es: „Es kann von jeder Bürgerin und jedem Bürger nach der gesetzlich in § 2 Abs. 1 TPG geregelten Aufklärung durch die Krankenkassen erwartet werden, dass sie sich mit der Problematik auseinandersetzen und im Falle einer tatsächlichen Ablehnung ihr Nein zur Organspende formulieren.“

Seit dem 1. November 2012 gilt in Deutschland die sogenannte Entscheidungsregelung. Gemäß dieser sind die Krankenkassen verpflichtet, alle zwei bis fünf Jahre sämtliche Mitglieder anzuschreiben und über die Möglichkeit der Organspende zu informieren. Auf diese Weise sollen die Versicherten zu einer „ergebnisoffenen“ Entscheidung für oder gegen die Organspende gewonnen werden. Tatsächlich entscheiden muss sich jedoch niemand. Geht es nach dem Willen der Ärzte, soll das jetzt anders werden. Begründet wird die Forderung nach dem Systemwechsel mit der seit zehn Jahren kontinuierlich sinkenden Zahl von Organspendern.

Eine kritische Einschätzung der sogenannten "Widerspruchsregelung" lesen Sie in der aktuellen Ausgabe der "Tagespost" vom 17. Mai auf Seit 25.
DT/reh

 

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