Der Passauer Politik-Professor Heinrich Oberreuter sieht keinen Gegensatz in einer vom neuen Parteivorsitzenden, Markus Söder, angekündigten Modernisierung der CSU und einer Stärkung des christlichen Profils der Partei. „Alles, was modern ist, lässt sich auch mit der ,christlich-abendländischen Tradition' vereinbaren“, so Oberreuter, der seit Jahrzehnten die bayerische Politik und die CSU beobachtet.
CSU hat politische Fragen, die von der Moral bestimmt werden, im Sinne des "C" beantwortet
Die CSU habe Erfolge in Bereichen vorzuweisen, die man zu wenig mit der Partei verbinde, so der 76-Jährige. Als Beispiel nennt er die Flüchtlingspolitik: „Kein anderes Bundesland hat im Dienst an der Humanität so viel wie Bayern in die Integration investiert. Das hätte die CSU einmal öffentlich sagen müssen, neben der Kritik an der Flüchtlingspolitik der Regierung.“
Bei ihrer Klausurtagung vor zwei Wochen hat die CSU-Landesgruppe ein Ethik-Papier verabschiedet, in dem sie klar Position zum Lebensschutz bezieht und ankündigt, auch in der Regierungskoalition Akzente setzen zu wollen. Für Oberreuter, der bis 2010 Politische Wissenschaften an der Universität Passau lehrte, stellt sich die Partei damit in ihre eigene Tradition. „Zu der gehört, dass sie schon immer politische Fragen, die von der Moral bestimmt werden, im Sinne des ,C' beantwortet hat.“
CSU sorgt dafür, dass christliche Themen in der Öffentlichkeit behandelt werden
Als „Gralshüter“ des Christlichen in der Union wolle Oberreuter, der selbst der CSU angehört, die Partei jedoch nicht bezeichnen. Was jedoch stimme: Die CSU sorge dafür, dass christliche Themen „in der Öffentlichkeit behandelt und auch in der Partei nicht als Randprobleme abgetan werden“. Diese Positionierung könne auch Wirkungen in anderen Parteien haben, da ethische Fragen heute im Bundestag meist fraktionsübergreifend debattiert würden. „Indem die CSU solche Ankerpunkte setzt, können dadurch auch Diskussionen in anderen Fraktionen angestoßen werden“, so Oberreuter.
DT
Für wie wichtig Oberreuter den CSU-Europapolitiker Manfred Weber erachtet, erfahren Sie im ausführlichen Interview in der aktuellen Ausgabe der „Tagespost“ vom 24. Januar 2019.