Wenn man sehr naiv oder sehr zynisch ist, kann man es sogar als Kompliment deuten, dass Russland und China sich mit viel Geld in Europa einkaufen: Nicht nur Unternehmen und Immobilien, auch Politiker stehen auf Moskaus und Pekings Payroll. Bei Gerhard Schröder trifft das Sprichwort „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“ den Kern des Problems. Gemeint ist nicht das Brot des deutschen Steuerzahlers, dem Schröder als Ex-Ministerpräsident und Ex-Bundeskanzler auch irgendwie Loyalität schulden würde.
Natürlich gegen Sanktionen
Spätestens seit Schröder Aufsichtsratsvorsitzender der Nord-Stream-AG und später des russischen Mineralölunternehmens Rosneft wurde, verteidigt er den „lupenreinen Demokraten“ Wladimir Putin, notfalls wider alle Vernunft und um jeden Preis. Auch um den Preis der Glaubwürdigkeit. Natürlich ist Schröder gegen die Russland-Sanktionen, hat für Putins Völkerrechtsverletzungen nur ein müdes Lächeln, kann an der Besetzung der Krim und dem Krieg in der Ostukraine nichts Anstößiges entdecken. Wes Brot ich ess…
Die Glaubwürdigkeit Deutschlands beschädigt
Vielleicht kann ein PR-Mann des Kreml und Lobbyist russischer Interessen den Botschafter Kiews in Berlin hemmungslos als „Zwerg aus der Ukraine“, dessen Kritik niemanden interessiere, verhöhnen. Wenn einer jedoch im früheren Leben Bundeskanzler Deutschlands war, lösen solche Pöbeleien nicht nur diplomatische Verstimmungen aus, wie die jüngsten Reaktionen des ukrainischen Außenministers auf Schröders Ausfall zeigen. Da wird die Glaubwürdigkeit und Vermittlerrolle Deutschlands beschädigt, und dies unmittelbar vor Beginn der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
In der Ost-Ukraine hungern, leiden und sterben Menschen. Während die deutsche Kanzlerin verspricht, sich als EU-Ratspräsidentin ab 1. Juli für eine friedliche Lösung einzusetzen, lacht ihr Amtsvorgänger den Opfern der russischen Aggression frech ins Gesicht. Ein Geistesriese war Schröder nie, nun aber hat er seine politische Selbstverzwergung vollendet.
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