Die Geschichtswissenschaft ist nicht dazu da, Helden-Epen zu dichten. Die Aufgabe des Historikers besteht aber auch nicht darin, Schurken-Geschichten zu erfinden. Genau darum geht es aber, wenn nun in den USA und in Europa Denkmäler vom Sockel gestoßen werden. Gewiss, es ist richtig und wichtig, Rassismus entgegenzuwirken. Aber die Denkmalstürmerei der letzten Woche ist unhistorisch, ideologisch und vielleicht am schlimmsten: selbstgerecht und dünkelhaft.
Die Vorkämpfer gegen die Diskriminierung entpuppen sich als Vertreter genau jener Haltungen, die sie an den historischen Persönlichkeiten kritisieren. Freilich ein Muster, das gerade auch Katholiken gut kennen. Sind es doch gerade oft diejenigen, die der katholischen Kirche grundsätzlich Dunkelmännertum vorwerfen und sie in einem finsteren Mittelalter wähnen, die sich selbst in der Auseinandersetzung wie Großinquistoren gebären, Argumente einfach nicht zu Kenntnis nehmen, sondern nach der Devise verfahren: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ideologen eben.
Die Wirkmacht einer Polit-Religion
Wir erleben im Moment die Wirkmacht einer Polit-Religion: Es geht ihnen darum, das Paradies auf Erden zu errichten. Dabei stören die Bösen. Und der Inbegriff des Bösen ist der vermeintliche Rassist. Also, weg damit. Wie dieser Kampf überhaupt auf das Herz unserer westlichen Zivilisation abzielt: Für Ambivalenz ist da kein Platz. Das, was uns ausmacht, das ist diesen Vorkämpfern für eine „schöne neue Welt“ grundsätzlich verdächtig. Jede Statur, die geschliffen wird, schafft ein besseres Gewissen. Die Ideologen sorgen sich tatsächlich um ihr polit-religiöses Seelenheil.
Was also tun? Christen müssen, was vielleicht ungewöhnlich erscheint, zu Religionskritikern werden. Die Ideologie gilt es zu entlarven. Wir müssen auf Argumente setzen, sensibel für die Ambivalenz aller historischen Vorgänge bleiben und auf die Debatte setzen. Unser Schlachtruf sei: Denk mal!
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