Es ist das Modell Stoiber: Markus Söder will Parteivorsitzender werden. Wenn es klappt, wäre er dann genauso wie sein großes Vorbild Parteichef und bayerischer Ministerpräsident zugleich. Dass dieses Modell erfolgreich sein kann, hat Stoiber mit einem Rekordwahlergebnis gezeigt, 57 Prozent der Bayern stimmten 2003 für die Christ-Sozialen. Aber das waren andere Zeiten und es ist zweifelhaft, ob sich so etwas heute wiederholen ließe.
Trotzdem: Es ist konsequent, dass Söder nun diesen Schritt geht. Nach den schweren letzten Monaten kann die CSU im Moment nichts schlechter gebrauchen, als eine langwierige Suche nach einem neuen Vorsitzenden. Söder ist nun einmal ein Alpha-Tier, er will führen. In den letzten Jahren des ewigen Fingerhakelns um die Macht mit Horst Seehofer war das innerparteilichen Kritikern manchmal zu viel Ego. Doch nun kann Söder seinen Machtwillen in den Dienst der Partei stellen und endlich für Stabilität sorgen. Um die Krise zu überwinden, muss er vor allem drei Punkte klären:
Schafft er den programmtischen Aufbruch? Söders Problem war bisher nie, dass er zu wenig Ideen gehabt hat – Beispiele gibt es genug, vom Kreuzerlass bis zum Raumfahrtprogramm. Die Schwierigkeit bestand darin, dass solche Projekte nie richtig durchdacht worden sind. Im Schnellschussverfahren wurden sie der Öffentlichkeit präsentiert. Nie wurde ein richtiger gedanklicher Überbau erkennbar. Für den muss er sich nun Zeit nehmen. Zweiter Punkt: Welche Rolle will die CSU bundesweit spielen? Muss sie auch weiterhin das konservative Gewissen der gesamten Union verkörpern oder kann sie sich auf Bayern konzentrieren? Es wird daran hängen, wer neuer CDU-Bundesvorsitzender wird und wie Söder mit ihm auskommt. Schließlich: Söder muss sich mit Manfred Weber, dem starken CSU-Mann in Europa, abstimmen. Sie müssen zu einer Kooperation finden.