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Irischer Premierminister: Auch katholische Krankenhäuser müssen Abtreibungen durchführen

Einzelne Ärzte, Krankenschwestern oder Hebammen dürfen Abtreibungen ablehnen, meint der irische Premier, Kliniken als Ganzen jedoch nicht. Unter irischen Hausärzten regt sich indes Widerstand gegen einen „Zwang“, Abtreibungen durchzuführen.
Vor dem Referendum in Irland
Foto: Karl Burke (dpa) | 24.05.2018, Irland, Dublin: Ein Plakat «Kein Recht auf Schwangerschaftsunterbrechung» steht im Zentrum von Dublin. Am 25. Mai findet in Irland ein Referendum zum umstrittenen Abtreibungsgesetz statt.

Der irische Premierminister Leo Varadkar hat angekündigt, dass auch katholische Krankenhäuser Abtreibungen durchführen müssen, sobald das neue irische Abtreibungsgesetz in Kraft getreten ist. Über eine Abschaffung des Abtreibungsverbots hatten die Iren Ende Mai abgestimmt – und sich mit einer Zweidrittelmehrheit dafür entschieden. Einzelne Ärzte, Krankenschwestern oder Hebammen dürften sich zwar aus Gewissensgründen oder aufgrund ihrer religiösen Überzeugung weigern, Abtreibungen durchzuführen, so Varadkar. „Staatlich finanzierten Kliniken wird es jedoch nicht möglich sein, diese notwendigen Dienste zu verweigern, die erlaubt sein werden, sobald das Gesetz das Parlament und den Senat passiert haben – unabhängig davon, wer deren Schirmherr oder Besitzer ist.“

Der irische Premierminister erklärte, dass das neue Gesetz sich am „Protection of Life During Pregnancy Act“ aus dem Jahr 2013 orientierten würde. Dieser ermöglichte Abtreibungen unter gewissen Umständen – und ließ medizinischem Personal die Möglichkeit, die Durchführung zu verweigern.

Einer Umfrage nach dem Abtreibungsreferendum zufolge will sich eine Mehrheit der Hausärzte in Irland bewusst dagegen entscheiden, Abtreibungen vorzunehmen. Von 936 Ärzten sind dies 68 Prozent. Nach Bekanntwerden der Umfrage bezeichnete die irische Lebensschützerin Ruth Cullen es als „realitätsfremd“, dass der irische Gesundheitsminister Simon Harris davon ausgehe, irische Ärzte würden die abtreibungsfreundliche Agenda der Regierung einfach so unterstützen. „Hausärzte zu Abtreibungen zu zwingen, die nichts mit Gesundheitsvorsorge zu tun haben, ist eine extreme und ungerechte Attacke auf die Gewissensfreiheit, der mit allen Mitteln Widerstand geleistet werden sollte“, so die Lebensschützerin.

DT/mlu

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