Im Jahr 2002 gingen noch 4,2 Prozent der Menschen im Alter zwischen 65 und 74 Jahren einer bezahlten Tätigkeit nach, wie das Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Danach stieg der Anteil erst gemäßigt, seit 2010 beschleunigt an.
Heute liege die Erwerbstätigenquote für diese Altersgruppe bei 11,4 Prozent. Der Anstieg vollzog sich den Angaben der Behörde zufolge für beide Geschlechter gleichermaßen, allerdings auf einem unterschiedlichen Niveau: Bei Männern betrage die Quote 14,8 Prozent, bei Frauen liege sie mit 8,3 Prozent deutlich darunter. Diese Werte umfassten alle bezahlten Tätigkeiten, auch in Teilzeit oder auf Stundenbasis.
Deutschland habe lange Zeit unter dem Vergleichswert der 28 EU-Mitgliedsstaaten gelegen. Erst 2013 erreichte die Erwerbstätigenquote laut dem Bundesinstitut den europäischen Durchschnitt und befindet sich heute im vorderen Mittelfeld. Am weitesten verbreitet sei die Erwerbsarbeit bei den 65- bis 74-Jährigen in Estland mit 25,3 Prozent, während die Menschen in Luxemburg in diesem Alter kaum noch arbeiteten (2,6 Prozent).
Zu den gestiegenen Erwerbstätigenquoten im Alter hätten die Rentenreformen der Vergangenheit wesentlich beigetragen, hieß es weiter. "Maßnahmen wie die ,Rente mit 67' beabsichtigen, den Ruhestand nach hinten zu verschieben und die Erwerbsdauer der steigenden Lebenserwartung anzupassen", erklärte der Mitarbeiter des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung und Wirtschaftswissenschaftler Frank Micheel. Überdies führten finanzielle Gründe, aber auch immaterielle Motive wie die Pflege sozialer Kontakte dazu, dass immer mehr Personen im Ruhestandsalter arbeiteten.
KNA / DT (jbj)