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Die Macht der Sprache

Holm Schneider zeigte die Bedeutung der Beratung. Von Stefan Rehder
Holm Schneider
Foto: privat | Holm Schneider referierte bei der Fachtagung, die am Rande des Marsches stattfand.

„Sprache – (M)macht – Mensch“ lautete der Titel, unter den der Bundesverband Lebensrecht (BVL) diesmal die Fachtagung gestellt hatte, die seit einigen Jahren den Auftakt für den tags darauf stattfindenden „Marsch für das Leben“ bildet. Dabei muss diesmal etwas schiefgegangen sein. Denn mit dem Journalisten Jürgen Liminski und dem Kinderarzt Holm Schneider sprachen nur zwei von vier Referenten zum Thema.

Dabei ging auch Liminski das Thema eher olympisch an und zitierte eingangs Schopenhauer, der Sprache als „Physionomie des Geistes“ bezeichnet hatte. Die Frage sei jedoch „wessen Geistes“ „Ideologen“ gehorchten, so Liminski, nur ihrer „eigenen Grammatik“, ihrer „eigenen Sprache und einer, die Wirklichkeit verzerrenden Logik“.

Das aber führe zur „Vergiftung des Geistes“. So habe die ARD-Sendung „Kontraste“ neulich von einem „Notstand“ gesprochen, weil es immer weniger Ärzte gäbe, die abtreiben wollten und diejenigen, die für das fundamentale Recht auf Leben einträten, als „militante Abtreibungsgegner mental in die Ecke der Gewalt“ geschoben. Liminski: „Man muss sich das bewusst machen: Es herrsche Not, weil dieses reiche Land nicht noch mehr Kinder ums Leben bringen kann. Wenn das nicht pervers ist, muss mir einer erklären, was pervers heißt.“

Professor Holm Schneider vom Universitätsklinikum Erlangen, dem – gemeinsam mit Kollegen – kürzlich selbst ein sensationeller Heilversuch im Mutterleib gelang (DT vom 3.5.), stellte die heute möglichen vorgeburtlichen Therapien vor und schilderte Erfahrungen, die er in vorgeburtlichen Beratungsgesprächen gewonnen hat. „Eltern wünschen sich gesunde Kinder. Aber nicht immer geht dieser Wunsch in Erfüllung. Und das erfahren sie heute oft schon vor der Geburt.“ In solchen Fällen sei es „wichtig, wie ihnen die Diagnose vermittelt wird. Da kann ein einzelnes Wort schon ein Menschenleben kosten“, so Schneider.

Ausführlich ging er auf die Ergebnisse einer randomisierten Studie ein, bei der Kinder mit spina bifida (offener Rücken) vor und nach der Geburt behandelt wurden. Die vergleichende Studie habe abgebrochen werden müssen, weil die Erfolge bei der vorgeburtlichen Therapie derart überzeugend gewesen seien, dass es ethisch nicht vertretbar gewesen sei, diese nicht auch den Patienten der Vergleichsgruppe zukommen zu lassen.

In diesem Zusammenhang kritisierte Schneider eine Gruppe Berliner Pränatalmediziner, die in einer jüngeren Arbeit dennoch mit dem Satz aufwarteten: „Eine frühe nichtinvasive Entdeckung der spina bifida ist wichtig für Schwangere, um ihnen in dieser frühen Phase der Schwangerschaft eine Abtreibung mit weniger physischen und psychischen Auswirkungen zu ermöglichen.“ Schneider: „Nun, das sind alles Fachleute, die wissen auch, dass man diese Besonderheit schon vorgeburtlich behandeln kann.“

Schneider kritisierte, die Perspektive des Kindes bliebe oft völlig unberücksichtigt. Schwangere hätten das Recht, zu erfahren, dass es diese Behandlungsmöglichkeit gäbe. Viel zu häufig stellten Ärzte Abtreibungen als einzige Handlungsoption dar.

SR

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