Nach der gewonnen Wahl in NRW sollte die CDU in Düsseldorf nach Österreich schauen: Dort regiert nämlich eine schwarz-grüne-Koalition. Also jenes Bündnis, auf das es auch in NRW hinauszulaufen scheint. „Das Beste aus beiden Welten“ lautete das ambitionierte Motto bei den Verhandlungen in Wien, die damals noch von Sebastian Kurz eingefädelt wurden. Der bestechende Grundgedanke: Beide Koalitionspartner konzentrieren sich auf ihre Schwerpunkte – die schwarze ÖVP also auf innere Sicherheit und Wirtschaft, die Grünen auf Klimaschutz. Beide können jeweils als echte Experten auf ihren Feldern punkten, kommen sich nicht ins Gehege und am Ende bewerten die Bürger die Regierung insgesamt als kompetent und effektiv.
Durch neomarxistisches Erbe belastet
So das Idealbild. Nur liegt hier ein entscheidender Denkfehler vor. Die Grünen sind eben nicht bloß grün. In weiten Teilen ist diese Partei immer noch durch ihr neomarxistisches Erbe belastet, das vor allem auf den Umbau wenn nicht gar die Überwindung der angeblich so repressiven bürgerlichen Gesellschaft hinarbeitet.
Die Strategie dort ist klar: Die Umweltagenda ist für die Vertreter dieser Linie vor allem ein trojanisches Pferd, mit dessen Hilfe man das eigene ideologische Gedankengut in bürgerliche Milieus transportieren kann. Gewiss, das muss man auch sagen: Die Grünen sind mittlerweile eine heterogene Partei geworden. Natürlich sind dort sehr viele aktiv, denen tatsächlich der Naturschutz ein echtes Anliegen ist und die in vielen Punkten letztlich bürgerlich ticken. Aber man darf die Kraft der alten Neomarxisten nicht unterschätzen.
Hendrik Wüst muss wissen: Wenn das Modell „Das Beste aus beiden Welten“ funktionieren soll, müssen die Schwarzen wirklich rabenschwarz sein, damit sie nicht grün angepinselt werden. Die Erfahrung zeigt jedoch: Wenn ein Schwarzer hipp sein will, macht er auf grün. Umgekehrt ist das nie der Fall.
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