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Christliche US- Medien: Stellungnahmen zu George Floyds brutalem Tod in Minneapolis 

Die christlichen Kommentatoren in den USA verurteilen die Tötung eines Schwarzen durch einen Polizisten. Die Pro-Life-Position der Kirche schließe auch Widerstand gegen Rassismus ein.
Graffiti zeigt George Floyd
Foto: Uwe Anspach (dpa) | Das Bild des Straßenkünstlers Gonz zeigt das Gesicht des in der US-amerikanischen Stadt Minneapolis getöteten Afroamerikaners George Floyd neben dem Schriftzug „R.I.P. George Floyd“.

Empörung, Wut und Trauer sind groß. Der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd während seiner polizeilichen Festnahme wird in den amerikanischen Medien einhellig verurteilt. Welchen – speziellen – Standpunkt nehmen die christlichen Publikationsorgane zu dem Geschehen rund um Floyds Tod ein? Bietet ihre Sicht aus dem Glauben heraus einen anderen Blickwinkel und trägt sie zur Problembewältigung Neues bei?

Untröstlich und empört

Die katholische Wochenzeitschrift The Tablet veröffentlicht eine Stellungnahme von sieben Bischöfen, die in der US-Bischofskonferenz wichtige Komitees leiten: „Wir sind untröstlich, angewidert und empört, als wir ein weiteres Video eines afroamerikanischen Mannes sahen, der direkt vor unseren Augen getötet wurde.“ Sie fügen hinzu: „Rassismus gehört nicht der Vergangenheit an. Es ist eine reale und gegenwärtige Gefahr, die frontal angegangen werden muss“. In einer weiteren Erklärung rief der Erzbischof von Chicago, Kardinal Blaise Cupich, die amerikanische Gesellschaft dazu auf, „sich dem systemimmanenten Rassismus entgegenzustellen, der das Vermächtnis der Sklaverei und Segregation weiter fortführt“. 

Das katholische Onlinemagazin Crisis Magazine widerspricht. Man wisse noch nicht, ob der Polizist, der Floyd tötete, dies aus rassistischen Beweggründen getan habe. Zudem sei ein einziger „rassistischer Cop noch kein Beweis für einen ‚systemimmanenten Rassismus‘ bei der Strafverfolgung. Genau diese Art von Mitläuferdenken ist es, dem Katholiken widerstehen sollten“. Diejenigen Christen, „die sich dem Mob bei seinem ‚Rassismus‘-Geschrei anschließen, gelang es nicht, Gerechtigkeit zu gewährleisten, sondern sie steigerten nur die Ungerechtigkeit. Sie halfen dabei, diese Krawalle zu schüren, die zu mehreren weiteren Toten wie auch zu Millionenkosten aufgrund zerstörten Eigentums führten“.

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An Plünderungen ist nichts gerecht

Der National Catholic Register lenkt den Blick auf friedliche wie auch gewaltsame Demonstrationen und berichtet über Gebetsaktionen und Friedensaufrufe seitens katholischer Geistlicher und Gemeinden anlässlich der Geschehnisse.

Die nicht-konfessionelle, evangelisch-christliche online-Zeitung The Christian Post verurteilt neben der Tötung Floyds auch die Tumulte in ganz Amerika. An Plünderungen sei nichts gerecht. Auch nicht an dem Zusammenschlagen von Menschen mit einem Skateboard oder an Verwüstungen von Geschäften schwarzer Ladenbesitzer: „Das ist Chaos. Das ist Anarchie. Das ist Gesetzlosigkeit. Das ist falsch“, kommentiert das Portal.

Aufruf zur Bekehrung

Die ökumenische Monatszeitschrift First Things zieht folgendes Fazit: Der „Widerstand gegen Rassismus und Vorurteile muss Bestandteil der Pro-Life-Position der Kirche sein. Die Herausforderung besteht darin, dass alle moralischen Probleme eine bestimmte Form der Bekehrung, eine grundlegende Neuorientierung in der Einstellung und der Zuneigung, erforderlich machen“. Die moralischen Probleme seien „das Ergebnis einer Neudefinierung der menschlichen Würde, um bestimmte gesellschaftliche Gruppen auszuschließen“. Wir sollten den Tod von George Floyd als „einen Aufruf zur Bekehrung begreifen“ und damit anfangen, „die Heiligkeit der nach dem Bilde Gottes erschaffenen Menschen anzuerkennen“. 

 

DT/ks

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