Die britische Regierung hat Sanktionen gegen das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, verhängt. Dieser habe seine Position „wiederholt missbraucht, um den Krieg in der Ukraine zu rechtfertigen“, begründete die britische Außenministerin Liz Truss diese Entscheidung am Donnerstag im Unterhaus in London. „Heute nehmen wir die Ermöglicher und Täter von Putins Krieg ins Visier, die unsägliches Leid über die Ukraine gebracht haben“, so Truss.
Kritik vom Moskauer Patriarchat
Der Sprecher des Moskauer Patriarchats, Wladimir Legoyda, kritisierte die britischen Sanktionen: „Versuche, das Oberhaupt der russischen Kirche mit irgendetwas einzuschüchtern oder ihn zu zwingen, seine Ansichten aufzugeben, sind sinnlos, absurd und perspektivlos.“ Legoyda erinnerte daran, dass Kyrills Familie viele Jahre atheistischer Verfolgung durchlitten und auch er unter enormem Druck aufgewachsen sei. Sanktionen gegen den Patriarchen würden darauf abzielen, „die Kirche zu zerstören“, so Kyrills Sprecher.
Milliardenvermögen des Patriarchen
Vor wenigen Tagen scheiterten detailliert geplante Sanktionen der Europäischen Union gegen Patriarch Kyrill am Widerstand der ungarischen Regierung. Ministerpräsident Viktor Orban sah in den geplanten Sanktionen einen Verstoß gegen die Religionsfreiheit und blockierte deshalb das 6. Sanktionspaket der EU gegen die russische Staatsführung. Kritiker werfen Kyrill eine propagandistische und logistische Unterstützung des russischen Angriffs- und Vernichtungskrieg in der Ukraine vor. Der Patriarch verfügt aus dem Tabak- und Alkoholhandel über ein stattliches Vermögen, das auf bis zu vier Milliarden Dollar geschätzt wird. DT/sba
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