Der neue Präsident hat sie schon mal als „das verrottete Herz der Kirche“ bezeichnet. Aber die brasilianische Bischofskonferenz lässt sich nicht einschüchtern. Jüngst veröffentlichte die Nationale Konferenz der Bischöfe (CNBB) eine Deklaration voller Kritik an der neuen Regierung von Jair Bolsonaro, der seit Januar amtiert. Über die Lage des Landes heißt es dort: „Die ethische, kulturelle, wirtschaftliche und politische Krise hat sich verschlimmert in Brasilien.“
Keine wirksamen Maßnahmen gegen die hohe Arbeitslosigkeit
Kritisiert wurde etwa, dass die Regierung keine wirksamen Maßnahmen gegen die hohe Arbeitslosigkeit unternommen habe. Gegen Bolsonaros Pläne, in der Amazonas-Region Bergbau und Wasserkraftwerke voranzutreiben, sprachen sich die Bischöfe aus, ebenso gegen die Rentenreform. Und besonders hart waren die Worte gegen das Dekret, dass Bürger leichter Waffen tragen dürfen.
Bolsonaro hat das als Maßnahme zur Selbstverteidigung im Wahlkampf angekündigt. Die CNBB schrieb dagegen: „Der echte Jünger Jesu wird in der Liebe, im Dialog und in der Versöhnung den effektiven Weg sehen, um auf Gewalt und mangelnde Sicherheit zu antworten, inspiriert vom Gebot ,Du sollst nicht töten‘, und nicht in Projekten, um das Tragen von Waffen zu erleichtern.“
Kirche ist innerlich gespalten, will sich aber auf keine Seite schlagen
Nach offiziellen eigenen Angaben will sich die Kirche in der Parteipolitik auf keine Seite schlagen. Allerdings ist sie innerlich gespalten. Seit den siebziger Jahren war in der brasilianischen Kirche die sogenannte Befreiungstheologie stark, die von Kritikern als sozialistisch bezeichnet wurde.
Bis heute stehen viele Priester und Bischöfe der linken Befreiungstheologie, anderen linken Bewegungen und der Arbeiterpartei PT nahe. Von 2003 bis 2016 regierte die PT das Land. Nach gigantischen Korruptionsskandalen versank ein Großteil der alten politischen Parteien in einem Sumpf, auch Ex-Präsident Inácio Lula da Silva durfte aufgrund einer Verurteilung nicht mehr kandidieren. Das war Bolsonaros Chance, der zuvor ein politischer Außenseiter war, Ende 2018 aber mit 55 Prozent die Präsidentenwahl gewann.
DT
Die Hintergründe zu diesem Thema finden Sie in der nächsten Ausgabe der Tagespost.