Die Deutsche Bischofskonferenz sieht Chancen für neues christliches Leben im Irak. „Viele Christen kehren aus den Lagern zurück. Sie bauen ihre Häuser wieder auf und reparieren ihre Kirchen. Gerade das ist ihnen sehr wichtig - als geistlicher Mittelpunkt. Wo die Kirche wieder steht, da entsteht neues Leben in Zuversicht und Einsatz“, sagte Bambergs Erzbischof Ludwig Schick dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Montag) nach der Rückkehr von einem fünftägigen Besuch im Irak.
Die Christen seien „für das Land ganz wichtig“, sagte Schick darüber hinaus im KNA-Interview. „Sie bringen den Geist der gleichen Würde von allen Menschen, die Menschenrechte für alle, den Einsatz für das Gemeinwohl, und die Werte der Gerechtigkeit, des Friedens, der Einheit und Solidarität ein“, die für den Aufbau einer Gesellschaft unabdingbar seien. Für die Zukunft des Irak sei es enorm wichtig, dass die Christen im Land bleiben.
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche in der Bischofskonferenz hatte sich als erster hochrangiger deutscher Kirchenvertreter ein Bild der Lage nach der Vertreibung der Terrormiliz des sogenannten "Islamischen Staates" (IS) gemacht. Die Einschätzung der Gefahrenlage durch die Christen bezeichnete Schick als zwiespältig. „Die Bewohner der ehemals vom IS beherrschten Gebiete wissen: Die Terrormiliz ist zerschlagen, aber noch nicht verschwunden. Solange das aber nicht der Fall ist, steht christliches Leben in der Region unter einem gewissen Vorbehalt.“
Der IS habe viele Kirchen zerstört und viele Häuser von Christen. Zudem seien auch zahlreiche Muslime und Jesiden durch den IS zu Schaden gekommen: „Das ist alles sehr traurig. Es berührt einen, wenn man sieht, wie besonders die Kreuze zerstört und die Tabernakel aufgebrochen wurden. Die Kirchen wurden bewusst ausgebrannt, damit sie nicht wieder benutzt werden können.“
Der Erzbischof sicherte den Christen in der Region die Solidarität der deutschen Kirche zu. Er stellte auch Geld für Aufbauprogramme katholischer Hilfswerke in Aussicht. „Diese Hilfe muss weitergehen.“ Er habe gesehen, wie wichtig Schulen, Krankenhäuser und Sozialeinrichtungen seien. Zugleich unterstrich Schick die Verpflichtung der Kirche weltweit, den Christen in dem Land zur Seite zu stehen: „Wir müssen alles fördern, was den Christen ermöglicht, in ihrer Heimat zu bleiben oder dorthin zurückzukehren.“ Dabei müssten die Hilfsprogramme immer die künftige friedliche Koexistenz von Menschen verschiedener Religionszugehörigkeit im Blick haben.
DT/KNA
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