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Biden für „geschlechtsbestätigende Maßnahmen“ für Kinder und Jugendliche

Neue Richtlinien der US-Regierung schließen Geschlechts-Operationen bei Jugendlichen nicht aus. Kinder können sogar gegen den Willen der Eltern aus den Familien genommen werden.
Neue Richtlinien der US-Regierung schließen Geschlechts-Operationen bei Jugendlichen nicht aus
Foto: Patrick Semansky (AP)

Zum „International Transgender Day of Visibility“ (Internationaler Transgender-Sichtbarkeitstag) hat die US-Regierung von Joe Biden jüngst neue Richtlinien zum Umgang mit jugendlichen Transgenderpersonen veröffentlicht, wohl auch als Reaktion auf neue Gesetze in Texas und Florida, mit denen Kinder mehr geschützt werden sollen.

Pubertätsblocker und Hormontherapien

So hat das Büro für Bevölkerungsangelegenheiten des US-Gesundheitsministeriums (HHS) in der vergangenen Woche ein Dokument mit dem Titel „Gender Affirming Care and Young People“ herausgegeben. Gleichzeitig veröffentlichte eine weitere Unterorganisation des HHS, das „National Child Traumatic Stress Network“ (NCTSN) ebenfalls ein entsprechendes Dokument unter der Überschrift „Gender-Affirming Care is Trauma-Informed Care“. Die beiden Texte stellen dar, was die Behörden als eine „unterstützende Form der Gesundheitsfürsorge“ für junge Menschen halten. Dazu gehöre „eine Palette von Dienstleistungen, zu denen medizinische, operative, psychische und nicht-medizinische Dienstleistungen für Transgender- und nicht-binäre Personen gehören können“, wie es im ersten Dokument heißt.

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Zu einer „anerkennenden Betreuung“ (affirming care) zählten dementsprechend unterschiedliche Maßnahmen. Die „soziale Anerkennung“ bestehe darin, „gender-bestätigende Frisuren, Kleidung, Namen, Genderpronomen sowie WCs und weitere Räumlichkeiten anzunehmen“. Die „Gender-Affirming Care and Young People“-Richtlinien befürworten zudem den Einsatz von „Pubertätsblockern“ sowie von Hormontherapien: Testosteronhormone für diejenigen, denen bei der Geburt das weibliche Geschlecht „zugewiesen“ wurde, und Östrogenhormone für jene, denen bei der Geburt das männliche Geschlecht „zugewiesen“ wurde.

OPs nach "Einzelfallprüfung" im Jugendalter

„Gender-Affirming Surgeries“, also wörtlich „geschlechtsbestätigende Operationen“, wie „Top“-OPs, also Mastektomien, Brustentfernungen, sowie „Bottom“-OPs – „Operationen an Geschlechtsorganen oder reproduktiven Organen“ würden „normalerweise im Erwachsenenalter“ eingesetzt, könnten aber „nach Einzelfallprüfung im Jugendalter“ erfolgen.

Die konservative Presse übt heftige Kritik an den beabsichtigten Maßnahmen des Gesundheitsministeriums: „Das ist entsetzlich“, kommentiert der National Review die neuen Richtlinien des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums. Zwar benötigten Kinder und Jugendliche mit einer Genderdysphorie eine „angemessene Betreuung und Unterstützung“. Doch Pubertätsblocker seien „nicht harmlos und können zu unerwünschten medizinischen Problemen führen wie etwa einer verringerten Knochendichte – weshalb sie beispielsweise in Großbritannien und Finnland nicht mehr empfohlen werden“. Und „verstümmelnde Operationen an den Genitalien und Brüsten von Minderjährigen sollten völlig vom Tisch sein. Sie sind irreversibel, führen zur Sterilisation, wenn sie an den Geschlechtsorganen vorgenommen werden, und entfernen gesunde Organe“, meint das amerikanische Magazin. 

Konservative Presse alarmiert

Rod Dreher äußert sich in The American Conservative noch alarmierter. So habe das NCTSN-Dokument – als Reaktion auf die kürzlich erlassene Gesetzgebung in Texas, die Behandlungen wie Hormontherapien und Geschlechts-OPs für illegal erklärte, wie Dreher meint – wörtlich festgeschrieben, es gebe keine wissenschaftlich fundierten Forschungsergebnisse, „die negative Effekte durch eine genderbestätigende Betreuung zeigen. Die Entscheidung des Kinderfürsorgesystems, im Leben von Familien tätig zu werden, möglicherweise in dem Maße, dass Kinder aus den Familien und ihrem Heim geholt werden, sollte mit äußerster Vorsicht nach begründeten Anhaltspunkten gehandhabt werden und stets dem Wohlergehen der Kinder und dem Erhalt der Familien den Vorrang geben“.

Dabei sollte es einem „kalt über den Rücken laufen“, warnt Dreher nachdrücklich: „Die Biden-Administration legt die politische Grundlage für die Wegnahme der minderjährigen Kinder von ihren Eltern, um die Kinder mit Hormonen anzureichern und ihre Körper operativ zu verstümmeln!“

Linke Medienhalten sich dagegen bislang noch bedeckt. Immerhin begrüßt die britische Zeitschrift „The Guardian“ die Regelungen. Sie titelt: „Biden erläutert neue Maßnahmen, um Transgender-Personen vor dem Hintergrund der Diskriminierung zu unterstützen“ und legt den Fokus darauf, dass die neuen Regelungen darauf abzielten, „die psychische Gesundheit von Transkindern zu verbessern, Trans-Menschen dabei zu helfen und einen leichteren Zugang zu staatlichen Dienstleistungen zu erhalten“. Der Guardian zitiert darüber hinaus aus der Stellungnahme des amerikanischen Präsidenten vom 31. März. Biden schrieb: „Transgender-Menschen gehören zu den tapfersten Amerikanern, die ich kenne, und ihretwegen sind unsere Nation und unsere Welt stärker, dynamischer und erfolgreicher“.  DT/ks

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