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Bergkarabach: Appelle reichen nicht aus

In Berg-Karabach muss ein Genozid verhindert werden, schreibt der armenische Bischof Serovpe Isakhanyan in einem Gastkommentar.
Flagge der Republik Berg-Karabach
Foto: IMAGO/Alexander Patrin (www.imago-images.de) | Asberbaidschan versuche, die Lebensbedingungen in der Region Berg-Karabach so unerträglich zu machen, dass die Menschen dort keine Bleibeperspektive mehr sähen, so der Bischof.

Ende September 2020 startete Aserbaidschan einen brutalen Krieg gegen Berg-Karabach, der 44 Tage dauerte. Am 09.11.2020 unterzeichneten Armenien und Aserbaidschan unter russischer Vermittlung eine Waffenstillstandsvereinbarung mit schwerwiegenden Folgen für Berg-Karabach. Gemäß der Vereinbarung bleibt die einzige Verbindungsstraße zwischen Berg-Karabach und Armenien der Latschin-Korridor.

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Aserbaidschan sollte den ungehinderten Verkehr im Korridor gewährleisten. Am 12.12.2022 blockierte eine Gruppe Aserbaidschaner, die sich als Ökoaktivisten ausgab, den Latschin-Korridor. Gut fünf Monate halten sie die Straße gesperrt. Dann errichtet Aserbaidschan entgegen der Vereinbarung im selben Korridor einen Grenzkontrollpunkt. Parallel zur Blockade wurde seitens Aserbaidschans die Strom- und Gasversorgung von Berg-Karabach fast vollständig abgestellt. Seit Juni kann man von einer totalen Abriegelung der Region sprechen.

Aserbaidschan betreibt Politik der ethnischen Säuberung

Mittlerweile sollte für die Weltgemeinschaft offenkundig sein, dass Aserbaidschan in Berg-Karabach eine Politik der ethnischen Säuberung betreibt und versucht, die Lebensbedingungen dort so unerträglich zu machen, dass die Menschen in ihrer angestammten Heimat keine Perspektive mehr für sich sehen und fliehen müssen. Bislang begnügt sich die internationale Gemeinschaft, auch Deutschland, nur mit verbalen Appellen, die jedoch folgenlos bleiben.

Es ist längst an der Zeit, dass den Worten konkrete Taten bis hin zu Sanktionen folgen. Der Westen darf nicht tatenlos zusehen, wie Aserbaidschan 120.000 Menschen aushungern lässt. Daher begrüßen wir den Appell der deutschen Außenministerin und erwarten jetzt konkrete Schritte, um Aserbaidschan zum Einlenken zu bewegen und damit einen Genozid in Berg-Karabach zu verhindern. Das gebietet auch die Glaubwürdigkeit einer wertebasierten Außen- und Sicherheitspolitik, die Deutschland für sich beansprucht.


Der Autor ist Bischöfe der Armenisch-Apostolischen Kirche in Deutschland.

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