Von Markus Reder Stinksauer muss er gewesen sein. Er hat innerlich gekocht, dann brach die Wut heraus. Unvermittelt, zornig, zügellos. Er hat sie beschimpft, verspottet, ihre Niveaulosigkeit gegeißelt und ihnen den ihm zugedachten Preis für sein Lebenswerk vor die Füße geworfen. Die ganze Fernsehelite war geschockt. Den TV-Mächtigen verzog es ihr Kameralächeln. Eklat. Skandal. Schlagzeilen. Wie wunderbar. Das war ein Auftritt ganz nach dem Geschmack von Marcel Reich-Ranicki. Jahrzehnte hat sich der Mann darin geübt, Bücher zu verreißen. Jetzt war es an der Zeit für den ganz großen Verriss: Für den des Fernsehens. Bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises hätte Ranicki für sein Lebenswerk geehrt werden sollen. Doch statt ...
Wut im Bauch
Literaturkritiker Reich-Ranicki verreißt das Fernsehen und hat damit Erfolg