Mittags genehmigt sich Pater Rosalvino Morán SDB manchmal einen kleinen Schluck Cachaca, brasilianischen Zuckerrohrschnaps. „Heiliges Wasser“ scherzt der Padre mit Besuchern aus Deutschland, während er sein silbergesprenkeltes Hütchen zurechtrückt. Pater Rosalvino, 75 Jahre alt, Salesianer Don Boscos, Armenpriester und Leiter des großen Sozialwerks „Obra Social Dom Bosco Itaquera“ in Sao Paulo, hat eine Schwäche für ausgefallene Hüte und Mützen. Nicht, dass er sonst viel Wert auf sein Äußeres legt, tagein, tagaus trägt er einen alten weißen Kittel. So kennt man ihn hier in der „Zone Lost“, wie die fünf Millionen Einwohner des armen Ostens der Millionenmetropole ihre Region zynisch bezeichnen.
„Weil mir die Menschen nicht egal sind, ist mir auch die WM nicht egal!: Hintergrund
Im Schatten des großen neuen WM-Stadions von Sao Paulo versucht ein Priester die Verheißung, „Entwicklung durch Fußball“ wahr werden zu lassen. Von Ulla Fricke