Logo Johann Wilhelm Naumann Stiftung Victoria

Victoria: Gesetz will Beten unter Strafe stellen

Die Labour-Regierung des australischen Bundesstaates Victoria legt einen Gesetzentwurf vor, mit dem nicht nur Konversionstherapien, sondern auch Gebete und elterliche Gespräche mit Homosexuellen oder Transpersonen unter Strafe gestellt werden.
Beten - Christen falten ihre Hände
Foto: stockfoto | Nicht nur das Gebet sei "unter Beschuss", so Freedom of Faith. Auch "Dienstleister für geistige Gesundheit" sollten beunruhigt sein.

Die australische christliche Denkfabrik Freedom for Faith ist besorgt: der Ende November von der Labour-Regierung des australischen Bundesstaates Victoria im Südosten des Kontinents dem Parlament vorgelegte Gesetzentwurf mit dem Titel „Change or Suppression (Conversion) Practices Prohibition Bill 2020“ versucht, jegliche Bestrebungen als strafbare Handlung einzustufen, die Homosexuelle oder Transpersonen dabei unterstützen möchten, sich in ihrem Geburtsgeschlecht wohl zu fühlen. 

Abschreckende Wirkung auf das Verhalten der Menschen

Lesen Sie auch:

Freedom for Faith verurteilt das Gesetz mit folgenden Worten: „Mit der von einer australischen Regierung jemals ergriffenen höchst aggressiven Maßnahme gegen die Religionsfreiheit schlägt die Labour-Regierung in Victoria vor, es zu einer strafbaren, mit mehreren Jahren Haft zu ahndenden Handlung einer Person zu machen, wenn diese mit einer anderen Person in Bezug auf Themen betet, die ihre sexuelle Orientierung oder Genderidentität betrifft“. 

Für eine Verurteilung werde die Staatsanwaltschaft beweisen müssen, dass die Person, für die oder mit der gemeinsam gebetet wurde, geschädigt wurde, und dass die - das Gebet initiierende - Person fahrlässig gehandelt habe. Auch wenn diese zusätzlichen Forderungen es der Staatsanwaltschaft erschwerte, eine Verurteilung zu erreichen, hätten, so die Denkfabrik „derartige Gesetze eine abschreckende Wirkung auf das Verhalten der Menschen. Das heißt, Pfarrer und andere religiöse Leiter könnten meinen, dass sie mit einer der Hilfe bedürftigen Person über Fragen der gleichgeschlechtlichen Anziehung oder der Genderidentität nicht sprechen können – aus Angst, dass die Polizei an ihrer Tür klopfen wird“.

Nicht nur das Gebet sei „unter Beschuss“. Auch „Dienstleister für geistige Gesundheit“ sollten beunruhigt sein: der Gesetzentwurf „droht ausdrücklich Psychiatern und Psychotherapeuten lange Haftstrafen für den Einsatz von Therapien an, die darauf abzielen, einer Person zu helfen, die mit gleichgeschlechtlicher Anziehung oder Geschlechterkonfusion kämpfen – außer wenn die Therapie deren gleichgeschlechtliche Orientierung unterstützt oder ihre Überzeugung, dass sie ‚trans‘ sei, bestätigt“. Dies, so Freedom for Faith weiter, lasse die Gesundheitsfachkräfte „mit einer großen Unsicherheit über ihre Stellung“ zurück. Vermutlich würden sie dann viele hilfsbedürftige Menschen abweisen.

Gesetzentwurf auch gegen Eltern

Der Gesetzentwurf richte sich auch gegen Eltern: Ein Kind in einen anderen Bundesstaat zu Therapiezwecken oder anderen Unterstützungsmaßnahmen, die das Gesetz verbietet, zu bringen, werde ebenfalls zu einer strafbaren Handlung erklärt. Dem Gesetzentwurf ist noch eine Begründung hinzugefügt, das „Explanatory Memorandum“, in der darauf hingewiesen wird, dass auch „zwanglose Praktiken, wie Gespräche mit einem Gemeindeleiter, die eine Änderung oder Unterdrückung der sexuellen Orientierung oder Genderidentität fördern“, in die Kategorie der strafbaren Handlungen gehöre.

Freedom for Faith ist überzeugt, dass diese Präzisierungen „weit genug gefasst sein könnten, um die Vermittlung über die religiöse Bedeutung von Ehe oder Zölibat mit einzubeziehen, die ja die disziplinierte Unterdrückung sexueller Anziehungen und sexuellen Verlangens bedingen“.  DT/ks

Die Printausgabe der Tagespost vervollständigt aktuelle Nachrichten auf die-tagespost.de mit Hintergründen und Analysen.

Themen & Autoren
Meldung Pfarrer und Pastoren Polizei Religionsfreiheit Zölibat

Weitere Artikel

Wie sieht die Zukunft der Seelsorge in der Kirche aus - und was wird die Aufgabe von Priestern und Laien dabei sein? Eine Diskussion der Universität Bochum.
14.03.2024, 08 Uhr
Maria Palmer
Die Missbrauchsfälle in der evangelischen Kirche zeigen: Debatten um Hierarchie, Zölibat und Frauen in der Kirche lösen das Problem nicht.
02.02.2024, 09 Uhr
Regina Einig

Kirche

Die Heilsquelle der Christen betrachten: Das Kreuz steht im Mittelpunkt authentischer Kirchenreformen.
28.03.2024, 21 Uhr
Regina Einig